Pilze im Naturgarten
Wenn man sich mit der Bedeutung der Mykorrhiza- und saprobiontischen Pilze für die Umwelt und den Garten auseinander gesetzt hat, dann bleibt eigentlich kein Zweifel mehr, dass Pilze auch in den eigenen Naturgarten gehören.
Dabei geht es nicht, wie bei Blumen und Bäumen, um eine gezielte Ansiedlung. Viel mehr kann man an sich selbst arbeiten, um Pilze in den Garten zu holen.
Wer seinen inneren Putzteufel ignoriert und einfach mal eine Ecke für Totholz, Reisig und abgesägte Äste einrichtet, hat in wenigen Jahren ein artenreiches Pilzbeet.
Wer nicht mehr jedes Blättchen wegharkt und alten Bewuchs entfernt, fördert die Arten- und Pilzvielfalt im Naturgarten.
Vor allem unter Bäumen und in Rasen und Wiese sollte man die kleinen Hütchen, die sich durch die Erde schieben, stehen lassen. Diese sind in der Regel die Freunde unserer Pflanzen und versorgen sie mit Wasser und Nährstoffen.
Und wer statt auf Blaukorn künftig auf eigenen Kompost setzt, verhindert schwere Schäden an Tieren, Pflanzen, Pilzen und Gewässern und trägt aktiv zum Naturschutz bei.
Symbiontische Pilze
Viele Mykorrhiza-Pilze können auch in einem naturnahen Garten in Symbiose mit ihren Partnerpflanzen leben. Dabei kommt es natürlich sehr darauf an, ob die Lebensbedingungen für die jeweiligen Pilzarten stimmen oder nicht.
Das wichtigste sind natürlich die Partnerpflanzen, die am besten in Gruppen im Garten vorhanden sein sollten.
Daneben ist es unbedingt wichtig, den Boden unterhalb dieser Bäume und Sträucher in Ruhe zu lassen. Unkraut hacken, Umgraben, Löcher buddeln und ähnliche Aktivitäten zerstören die feinen Pilzhyphen und verhindern so die Ansiedlung von Mykorrhiza-Pilzen.
Hier ist eine kleine Auswahl häufiger Arten zusammen mit ihren Partnerpflanzen:
Mykorrhiza-Pilz
Steinpilz
Fliegenpilz
Gemeiner Birkenpilz
Brätling
Frostschneckling
Kahler Krempling
Netzstieliger Hexen-Röhrling
Schlehenrötling
Ziegenlippe
Symbiosepartner
Kiefer, Fichte
Fichte, Birke
Birke
Rotbuche, Fichte
junge Kiefern
Rotbuche, Hainbuche, Fichte, Waldkiefer, Hänge-Birke
Eichen, Linden, Buchen
Schlehe
Rotbuche, Fichte, Tanne, Eiche
Möchte man einen ganzen Naturgarten, eine Blumenwiese oder ein mageres Staudenbeet anlegen, verwendet man häufig sterile oder sehr nährstoffarme Substrate (z. B. Unterboden, Kies) als Keimbett oder im Beet. Hier fehlen Mykorrhiza-Pilze zunächst, was das Anwachsen und gedeihen junger Pflanzen erschwert. Auch in den organischen Komponenten wie unkrautfreiem Kompost und gekaufter (torffreier) Blumenerde sind diese zunächst meist nicht vorhanden.
Hier kann eine Impfung mit verschiedenen Mykorrhiza-Pilzen, die eine breite Palette an Symbiosepartnern abdecken, sinnvoll sein.
Folgende Pilze sind aufgrund ihrer positiven Eigenschaften häufig in kommerziellen Mykorrhiza-Mischungen enthalten und können nach deren Anwendung dann auch im eigenen Naturgarten wachsen:
Mykorrhiza-Pilz
Gemeiner Erbsenstreuling
Douglasien-Wurzeltrüffel
Gemeiner Kartoffelbovist
Zwiebel-Kartoffelbovist
Körnchen-Röhrling
Zweifarbiger Lacktrichterling
Rötlicher Lacktrichterling
Glomus intraradices,
Glomus aggregatum,
Glomus clarum
Vorkommen und Anwendung
an Bäumen, v. a. Kiefern, auf sehr nährstoffarmen und sauren Standorten;
selten, aber aufgrund seiner sehr positiven Eigenschaften für Bäume auf sandigen Böden häufig in kommerziellen Mykorrhiza-Mischungen
ähnlich wie Gemeiner Erbsenstreuling, aber breiteres Standort- und Partnerspektrum
in sandigen, sauren Nadel- und Mischwäldern; häufig
an verschiedenen Standorten und Symbiosepartnern; in D sehr selten
an Kiefern auf kalkhaltigem Untergrund
bevorzugt an Nadel- aber auch an Laubbäumen
an Buchen, Birken und Kiefern auf nährstoffarmen Standorten
sehr breites Spektrum an Symbiosepartnern, vor allem Gräser und krautige Pflanzen, sehr beliebt in der Anwendung als Bodenhilfsstoff im Gartenbau und in Land- und Forstwirtschaft
Saprobiontische Pilze
Neben den symbiontischen haben auch die saprobiontisch (von abgestorbenem organischen Material) lebenden Pilze einen hohen Nutzen für den Naturgarten. Entsprechend den vorhandenen Standortbedingungen, des Biotop-Typs und des abgestorbenen Materials siedeln sich diese Arten über Sporen von allein an.
Die untere Übersicht zeigt eine Auswahl an saprobiontischen Pilzen und wo man sie üblicherweise findet:
Saprobiontischer Pilz
Weißer Anis-Champignon
Stadt-Champignon
Steife Koralle
Rötender Saftwirrling
Haus-Tintling
Hasenpfoten-Tintling
Gras-Tintling
Falten-Tintling
Gesäter Tintling
Schopf-Tintling
Gemeines Stummelfüßchen
Gras-Häubling
Wiesen-Stäubling
Hasen-Stäubling
Nelken-Schwindling
Rosablättriger Helmling
Grauer Nitrathelmling
Gemeiner Heudüngerling
Kaffeebrauner Gabeltrichterling
Krönchen-Träuschling
Großer Scheidling
Judasohr
Frühjahrslorchel
Vorkommen
auf Wiesen und Weiden
an Wegrändern, auf Gehwegen und Schotter
an Holzmulch und Baumstümpfen
an Totholz, auch an unterirdischem und an verkohltem Holz
an morschem, dickem Laub-Totholz
auf Holzmulch, in Humus
an abgestorbenen Gräsern, sehr klein
in Parks, Gärten, an Wegen
auf Laub-Totholz
auf Rasen, Wiesen, Brachland
an morschen Laubholzästen
in Rasen und Wiesen
in Rasen und Wiesen
in Rasen und Wiesen
in Rasen und Wiesen
auf Totholz
auf Mulch und anderen Holzabfällen
in Rasen und frisch gemähten Wiesen
auf verschiedenen, häufig grasigen Böden und an morschem Holz
in Rasen und Wiesen, an Wegrändern
Mist, Dung, faulendes Stroh und Schilf, Rindenmulch, Sägemehl
Holunder, Birke, Walnuss, Ulme (zunächst als Schwächeparasit)
Totholz