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MÜCKEN IM FISCHFREIEN TEICH - WO SIND SIE?

Mücken im fischfreien Teich - Wo sind sie?
Unser fischfreier Teich

Die Vorstellung eines fischfreien Teiches im Garten als Beitrag zum Artenschutz begeistert immer mehr Naturgarten-Freunde. Gerade in dörflichen Randlagen und Gebieten, wo es noch natürliche Amphibienwanderungen gibt, lohnt sich die Anlage eines solchen Kleingewässers. Doch schnell werden Zweifel an dem Vorhaben laut und die Kontra-Liste wird von einem besonders schwerwiegenden Argument angeführt: Der Mückenplage!

Da bringen nicht mal die größten Tierfreunde ausreichend Toleranz für auf, geschweige denn die angrenzenden Nachbarn. Aber wie gravierend ist eigentlich das Mückenproblem? Diesem Thema wollte ich mich am Beispiel meines eigenen Teiches mal näher widmen und meine Beobachtungen hier niederschreiben.

Fischfreier Teich, Mücken
Noch längst nicht fertig, aber schon mit Wasser befüllt. Perfekt für Mücken! Oder doch nicht?

ERSTE ERGEBNISSE FÜNF WOCHEN NACH DER ANLAGE

Ende Juli 2016 war der Teich bereits seit 5 Wochen mit Wasser befüllt. Ein Wasserloch ohne Fische - ein Paradies für Mücken, sollte man meinen. Aber: Der Blick in den Teich enthüllte nichts dergleichen!

 

Das erste was auffiel, waren die zahllosen Wasserkäfer der verschiedensten Arten und Größen, die in den tiefen und flachen Teichzonen auf Beutefang gingen. Unterstützt wurden sie dabei von den gefräßigen Rückenschwimmern und von einer Unmenge an Schlammfliegenlarven.

Cybister lateralimarginalis
Gaukler-Schwimmkäfer

Am Bodengrund lauerten Blaupfeil-Libellenlarven und auf der Wasseroberfläche hatte sich eine Schar Wasserläufer zusammengefunden, die sich auf alles stürzte, was hinein fiel oder an der Oberfläche schlüpfen wollte.

Wasserläufer
Wasserläufer haben es auf schlüpfende Mücken abgesehen.

Und Mückenlarven? Ja, die gab es. Vor allem rote Zuckmückenlarven im sandigen Grund (Zuckmücken stechen nicht), im Wasser schwebende weiße Mückenlarven (= Büschelmücken, diese stechen auch nicht) und nach langem, langem Suchen hatte ich sogar einige wenige Stechmückenlarven gefunden. Diese versteckten sich in einer kleinen „Treibgut-Insel“ und wurden im Moment ihrer Entdeckung von einem Rückenschwimmer attackiert.

 

Von allen Tierarten, die ich im Teich entdeckte (abgesehen vom Gaukler-Schwimmkäfer, Cybister lateralimarginalis), waren die Stechmücken die individuenschwächsten. Ganz offensichtlich sind sie ganz besondere Leckerbissen und in diesem vegetationslosen, vollsonnigen Teich mit sandigem Bodengrund und verschiedenen Tiefenzonen einem hohen Feinddruck ausgesetzt.

 

Ich musste sie stets lange suchen, wenn ich überhaupt welche gefunden habe. Nie habe ich eine entspannt und deckungslos an der Oberfläche hängen sehen, so wie man es von den offenen Regentonnen kennt. Sie waren immer in Deckung; und Deckung ist in diesem Teich (noch) Mangelware. Anders als in vielen, dicht bewachsenen Fischteichen, wo zwischen eng stehenden Schilfstängeln Stechmückenlarven gut vor Goldfischen und Co. geschützt sind.

Teichfrosch
Die noch recht kleinen Teichfrösche kümmern sich um herumfliegende Mücken.

Bis hierhin war ich jedenfalls sehr zufrieden, eine Mückenplage deutete sich jedenfalls noch nicht an. Aber abwarten und weiter beobachten.

VIER JAHRE SPÄTER

In den letzten Jahren habe ich oft ein paar ruhige Minuten am Teich genossen und den Mücken bei der Eiablage zugesehen. Dabei konnte ich mich herrlich entspannen, denn die gefräßigen Tierchen im Wasser taten weiterhin brav ihren Job und hielten die Mückenpopulation schön kurz.

 

Im Frühling 2020 musste der Teich dann coronabedingt allerdings durch eine schwere Zeit. Wegen der Reisebeschränkungen konnten wir nicht in unser Ferienhäuschen und nach dem Rechten sehen. Da kam die Frühjahrsdürre natürlich denkbar ungünstig.

Als wir im Mai endlich wieder anreisten, war er fast ausgetrocknet und viele Tiere hatten ihn verlassen. Eine Chance für die Mücken?

fast ausgetrockneter Teich
Schon halb wieder aufgefüllt.

Immer noch nicht. An der tiefsten Stelle im Teich, wo sich das verbliebene Wasser sammelte, konzentrierten sich auch sämtliche Libellenlarven und alle anderen Räuber, die nicht fliehen konnten. Von Mückenlarven keine Spur.

fischfreier Teich, Frosch
Und kurz nach der Wiederbefüllung war sowieso gleich alles wieder beim alten.

FAZIT

Mücken im fischfreien Teich sind zumindest bei uns kein Problem. Da kommt uns sicher auch die Randlage des Gartens und die Nähe zur Havel entgegen. Direkt nach der Anlage konnten aus der Umgebung schnell alle möglichen Wasserkäfer, Libellen u.s.w. herbeifliegen und den Teich besiedeln.

 

In Gegenden mit geringer Gewässerdichte kann es sicher mal etwas länger dauern. Aber gerade diese Gegenden würden von einem naturnahen und fischfreien Teich besonders profitieren.


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Kommentare: 4
  • #1

    Georg (Samstag, 13 Juni 2020 22:46)

    Hallo!
    Ich habe für kurzem (ende Mai) einen (naturnahen, fischfreien) Gartenteich angelegt (~15qm). Jetzt, Mitte Juni, ist er bereits randvoll mit kleinen schwarzen Mückenlarven. Allerdings haben sich überraschender Weise zufällig bereits einige Wasseschnecken und viele viele Wasserflöhe entwickelt (wohl über vorgezogene Schilfpflanzen). Diese sollten eine starke Futterkonkurrenz zu Mückenlarven darstellen. Sonst dürfte der Teich aber noch leer sein. Die Mückenlarven beunruhigen mich daher ein wenig. Woran erkennt man, dass es Stechmücken sind, gibt es da einen Trick?
    Der Artikel beruhigt mich allerdings wieder ein wenig, ich hoffe, es spielt sich auch bei mir rasch alles ein!
    Gruß,
    Georg

  • #2

    Mareike (Sonntag, 14 Juni 2020 11:20)

    Hallo Georg,

    oh weh, so viele Mückenlarven können einem wirklich Sorgen machen. Bei mir gab es bisher noch keine derartige Mückenexplosion in einem Teich (nur in künstlichen Gefäßen), die gefräßigen Räuber haben sich immer sehr zeitig eingestellt. Mir sind solche Fälle nur von Teichen bekannt, die halbschattig oder schattig liegen und deswegen weniger stark von Libellenlarven u.s.w. besiedelt werden.
    Wenn dein Teich gut besonnt ist, sollten sich auch bei dir in Kürze die Feinde der Mückenlarven einfinden. Bei Libellen dauert es generell etwas länger, da die Eier erst im Teich abgelegt und sich die Larven bis zu einer bestimmten Größe entwickeln müssen. Schneller geht es bei Wasserkäfern und Rückenschwimmern, die schon einsatzbereit angeflogen kommen. Es sei denn, es gibt sie nicht in der näheren Umgebung. Dann kann es auch hier etwas länger dauern.
    Vorübergehend kann folgendes helfen: Mückenlarven haben Schwierigkeiten mit bewegten Wasseroberflächen. Ein Wasserspiel, welches die Wasseroberfläche in Bewegung hält, macht ihnen das Leben schwer. Leider mögen das viele Wasserkäfer auch nicht, weswegen es keine optimale Lösung darstellt. Wenn es allzu schlimm ist, hilft vielleicht voerst nur das Abkeschern.
    LG Mareike

  • #3

    Georg (Montag, 15 Juni 2020 21:33)

    Hallo Mareike,
    vielen Dank für die Antwort. Ich glaube, dein Hinweis auf die künstlichen Gefäße sind die Lösung. Als ich Wasserflöhe und Pflanzen aus einem älteren 60 Liter Topf mit Schilf in den Teich geleert habe, hab ich wohl auch für die Mückenschwemme gesorgt. Da heißt es warten.

    Was ich noch nachholen möchte: ein grosses Lob für diese Homepage. Es gibt gar nicht so viele Möglichkeiten im Netz fachlich so fundierte und aufschlussreiche Seiten zu finden. Eine wunderbare Quelle für Ideen und Lösungen für meinen (hoffentlich) naturnahen Garten!
    Vielen Dank und LG Georg

  • #4

    Mareike (Dienstag, 16 Juni 2020 09:03)

    Hallo Georg,
    herzlichen Dank für die lieben Worte! Ich freue mich sehr, dass ich dir helfen kann und hoffe, dass die Mückenschwemme nun bald Geschichte ist!
    Viel Spaß bei der weiteren naturnahen Umgestaltung und tolle Beobachtungen wünsche ich dir!
    LG Mareike