Meine Zeit als Balkongärtnerin ist eigentlich seit ein paar Jahren vorbei, weil ich nun in einem Haus mit Garten wohne. Und dann kommt der Kosmos-Verlag daher und fragt, ob ich ein Buch mit dem Titel DEIN BALKON SUMMT! über insektenfreundliche Balkone schreiben kann... Zu spät!

Oder vielleicht doch nicht?

Ich wohne zwar nicht mehr in der Großstadt, aber wir haben an unserem Haus auch einen Balkon. Neu und quasi unbenutzt und total vernachlässigt. Möglich wäre es also schon, darüber zu schreiben. Ich müsste mich nur endlich mal um die Balkonbepflanzung kümmern.

Bei dem Gedanken daran, packte mich dann doch die Begeisterung für das Projekt! Zum Glück hatte ich etwas Vorbereitungszeit, so dass ich mich rechtzeitig um die Organisation der Pflanzen kümmern konnte. Ich wollte für die verschiedenen Bepflanzungsbeispiele im Buch nicht auf Agenturbilder zurückgreifen müssen. Außerdem sollten die dafür verwendeten Blumen nicht aus Gewächshaus-Gärtnereien stammen, sondern sich schon seit Monaten oder Jahren unter echten Outdoor-Kübel-Bedingungen entwickelt haben.

Als erstes fing ich an, mein eingelagertes Saatgut in Blumentöpfe und Eierpappen auszusäen. Sollten die Stauden für die Buchfotos rechtzeitig zur Blüte gelangen, durfte ich keine Zeit verlieren!

Danach durchforstete ich unseren Garten nach kübeltauglichen Blumen und grub alle aus, die ich irgendwie für brauchbar hielt.

Weil mir aber einige Arten fehlten, die in meinem Garten einfach nicht wachsen wollten, fing ich an, mir auch aus fremden Gärten Blumen zusammenzuschnorren. (Ein fettes Dankeschön an die freundlichen Spender!!!)

Auf Geheiß des Verlags sollte das Buch viele verschiedene Balkonsituationen abdecken - sonnig & heiß, halbschattig bis schattig, Frühjahr, Herbst, essbarer Balkon, Bienenbuffet usw.

Außerdem wollte ich nicht nur Blumen für Bienen anbieten. Pflanzen haben für die Insektenwelt einen weitaus größeren Nutzen als Pollen und Nektar. Sie sind ebenso Raupenfutterpflanzen für Schmetterlinge, Unterkunft und Lieferanten von Baumaterial. Das wollte ich ebenso berücksichtigen.

Mit der Zeit kam da eine beachtliche Zahl an Blumenarten zusammen, rund 100 Stück hab ich gezählt. Von etlichen hatte ich mehrere Exemplare. Weil ich das Pflanzenhorten also etwas übertrieben hatte, wurde der Platz auf unserem Balkon schnell zu knapp. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als auch unsere Terrasse mit Kübeln vollzustellen.

Von hier aus konnte ich dann alles arrangieren, wie ich es brauchte.

Weil unser eigener Balkon extrem sonnig und heiß ist, wanderten die Blumen für die entsprechenden Pflanzbeispiele dort hin. Außerdem konnte ich da auch sehr gut die essbaren Balkonpflanzen unterbringen.

Aber alle Pflanzarrangements und Fotos konnte ich wegen des extrem grellen Lichtes dort nicht machen. Zum Glück bot mir eine naturbegeisterte Freundin ihren Balkon für weitere Aufnahmen an.

Man beachte die entspannte und wohltuende Atmosphäre, die auf diesem Holzbalkon herrscht!

Mit der Zeit entwickelten sich alle Blumen prächtig - und das ganz ohne fertige Blumenerde, gegen die ich schon immer eine Abneigung hatte, selbst wenn sie als torffrei deklariert war. In meiner Zeit als Balkongärtnerin hatte ich viele Rezepte zum Selbermischen ausprobiert und festgestellt, dass es ohne gekaufte Blumenerde funktioniert - bei vielen Wildblumen sogar besser (Seite 23). In magerer, selbst gemischter Erde entwickeln sie mehr Blüten und werden seltener von Pilzkrankheiten befallen.

An diesen Blüten konnte ich dann endlich meine Fotos für das Buch knipsen. Die Blattläuse, die ab und zu vorbei kamen, machten das Treiben nur noch bunter, weil sie ihre Gegenspieler im Schlepptau hatten. So konnte ich neben Bienen und Hummeln auch Marienkäfer und Schwebfliegen samt ihrer Larven fotografieren.

Für das Buch habe ich unzählige, schöne Bilder von meinen Kübelpflanzen geschossen. Klar dass es nicht jedes Foto hinein geschafft hat. Schade fand ich aber vor allem, dass ich nicht alle Blumenarten, die sich bei mir als ausgezeichnete Balkonpflanzen erwiesen, auch im Buch vorstellen konnte.

Wenn man so viele Kübelpflanzen nur zum Wohle der Insekten hegt und pflegt, kommt man eigentlich nicht umhin, sie zu vergleichen. Welche hat denn nun die Nase vorn in Sachen Insektenmagnetismus?

Also, wenn ich rein nach der Menge der Blütenbesucher gehe, dann würde ich eine unerwartete Gewinnerin küren. Die Pastinake! Knapp vor dem Fenchel. Beide sind toll, deswegen habe ich den Fenchel für ein Porträt im Buch gewählt, weil sich die meisten Leser den vielleicht noch ein bisschen eher als Balkonpflanze vorstellen können.

Die Pastinakenrüben hatte ich übrigens im Winter als Zutat für ein Gemüsepüree im Supermarkt gekauft und zwei davon nicht verbraucht. Die beiden hatte ich dann nur aus Neugier in tiefe Kübel gepflanzt und bis zum Frühling sich selbst überlassen. Und siehe da, was für ein Glückstreffer!

Natürlich gehören auch Nisthilfen auf einen insektenfreundlichen Balkon. Bei mir siedeln vor allem solche Wildbienen in den Pappröhrchen und Bohrlöchern, mit deren Bestimmung ich mich etwas schwer tue. Dasselbe gilt für die Solitärwespen. 

• Blumen, die in meinem Garten nicht wachsen, weil sie den Boden nicht mögen oder von den Nacktschnecken gefressen werden, gedeihen in den Kübeln prächtig!
  
  
• Sumpfpflanzen sind die pflegeleichtesten Insektenmagneten!
  
  
• Blüten, Nisthilfen und Kübel werden rege von Insekten besucht!
  
  
• Blattläuse werden durch ihre Gegenspieler in Schach gehalten!
  
  
• Auch Schmetterlingsraupen finden sich ein; bei mir vom Königskerzen-Mönch!
  
  
• Der beste Insektenmagnet war bei mir die blühende Pastinake / der Pastinak!
  
  
• Summende Kübel machen Spaß! Die meisten habe ich immer noch und möchte mich in diesem Jahr wieder daran erfreuen!

Das Buch, um das sich dieser Artikel dreht und für das ich diese 100 Kübelpflanzen gehegt habe, heißt DEIN BALKON SUMMT! Es ist im Kosmos-Verlag unter der ISBN 978-3440178232 erschienen. So sieht es aus:

Es richtet sich vor allem an Blumenfreunde mit Balkon oder Terrasse, die ein Herz für Insekten haben und diese auch beobachten möchten. Natürlich lassen sich die vorgestellten Blumen auch in jedem anderen Garten in Kübel pflanzen, vor allem in gemieteten Gärten, die nicht verändert werden dürfen.

Was steht drin im Buch? Damit sich da jeder selbst ein Bild von machen kann, habe ich unten das Inhaltsverzeichnis und ein paar Beispielseiten eingefügt. (Die Seiten sind beim Raufklicken vergrößerbar.)

Fast vergessen: Etwas unerwartet hat DEIN BALKON SUMMT! beim Deutschen Gartenbuchpreis den 3. Platz in der Kategorie Tiere im Garten gewonnen. Der 1. oder 2. Platz wäre mir zwar lieber gewesen, aber immerhin ;-)

Wer möchte, kann sich das Buch in der Buchhandlung oder im Internet bei Amazon, Thalia, Weltbild und Co. kaufen. Hier geht es zu ein paar der Shopping-Möglichkeiten.