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WIE MAN SCHWALBEN, DIE VOM PECH VERFOLGT SIND, DAS LEBEN EIN WENIG LEICHTER MACHT

Was für ein Schwalbenjahr! Und das nicht unbedingt im guten Sinne. Bis jetzt war es jedenfalls für uns und die Schwalben ziemlich nervenaufreibend.

Es fing alles mit einem künstlichen Schwalbennest an, das wir unter unserem Vordach auf der Terrasse anbrachten. In der unmittelbaren Nähe einer Stelle, an der die Vögel schon mal selbst ein Nest gebaut hatten, welches ihnen aber zerbrach.

Rauchschwalben Nisthilfe
Nest Nr. 1

In das Kunstnest ist sofort ein Rauchschwalbenpärchen eingezogen, hat es eingerichtet und Eier reingelegt. Das zumindest war der Stand, bevor wir für ein paar Tage wegfuhren. Als wir wiederkamen, hatten die Schwalben das Nest verlassen. Eines der Eier war kaputt, ein zweites war noch ganz und ein drittes lag auf dem Terrassenboden.

Das war ein Ding! Wir kannten dieses Phänomen ja schon von unserem Ferienhäuschen. Dort fingen die Schwalben auch in unserer Anwesenheit an zu brüten, und nach unserer Abreise gaben sie die Brut wieder auf. Aber dass das hier in unserem neuen Haus auch passieren würde....?!

Nun ja, wenigstens konnten wir ganz klar sehen, dass jemand am Nest herumgewütet hatte, ohne die Eier zu fressen. Aber wer?

 

Die Schwalben jedenfalls versuchten ihr Glück an einem neuen Plätzchen und dieses Mal mit einem selbst gebauten Nest. Aber leichter gesagt als getan. Hier bei uns gibt es null Lehm und wegen der Trockenheit nicht mal eine Pfütze. Also versuchten sie es mit dem angerotteten Pflanzenmaterial aus dem Spülsaum des Sees. Stabil war das leider nicht, was sie da bauten.

Rauchschwalbennest
Nest Nr. 2 - der Anfang

Aber zum Glück hatte ich da noch etwas aufbewahrt. Letztes Jahr bekam ich Wiesenflockenblumen aus einem Garten mit lehmigem Boden geschenkt. Beim Umpflanzen blieb etwas von dem an den Pflanzen haftenden Lehm übrig. Wohl wissend, dass dieser in unserer sandigen Gegend Gold wert ist, hatte ich ihn aufbewahrt und nun endlich den perfekten Einsatz für ihn gefunden.

Der Lehm kam in eine Schale und wurde gut angefeuchtet. Sofort ließen die Schwalben den Spülsaum links liegen und stürzten sich auf den Untersetzer mit Lehm. Damit konnten sie nun endlich ein stabiles Nest bauen.

Rauchschwalbennest
Nest Nr. 2 - mit Lehm vervollständigt.

Darüber freute sich wohl auch der Übeltäter, der schon das Kunstnest überfallen hatte, denn er setzte zu einem neuen Übernahmeversuch an, was sich durch lautes Gezeter im Garten bemerkbar machte. Als ich hinaus stürzte, gelang es mir, ihn auf frischer Tat zu ertappen... Den Spatz!

Ich unterstützte so gut es ging (auch eine Nachbarsschwalbe schloss sich an) das Pärchen beim Vertreiben des hartnäckigen Eindringlings, aber selbst zu viert waren wir machtlos. Auch dieses Nest ging an den gierigen Besetzer.

Da machte sich schon ein bisschen Verzweiflung breit, bei uns und bei den Schwalben. Nun war es schon Ende Mai und noch immer konnten sie nicht loslegen mit der Brut.

Aber dann fiel uns doch noch eine Stelle ein, die sich als Schwalbenbrutplatz eignen könnte. Diese Stelle befand sich unter unserem Balkon und ebenfalls auf unserer Terrasse, nur noch dichter an unserem Tisch. Aus Sicht der Schwalben war das gut, aus Sicht der Spatzen sicher nicht, denn so nah mit uns zusammen sein wollen sie dann doch nicht.

Jedenfalls konnten die Schwalben hier bislang nicht bauen, denn zwischen der Balkonquerstrebe und der Wand klaffte eine zu große Lücke, die sie nicht mit Nistmaterial schließen konnten. Also verschlossen wir sie mit einer kleinen Fliese. Es dauerte keine zehn Minuten und das Schwalbenpärchen begann mit Nestbau Nummer 3.

Rauchschwalbennest
Nest Nr. 3

In der Zwischenzeit reinigten wir sämtliche ungenutzte Nistkästen. Diese waren alle neu, denn wir hatten sie erst Anfang April gekauft und aufgehängt. Aber sie waren schon bis oben hin vollgestopft mit dem Kram, den Spatzen so zum Brüten brauchen, um sich wohl zu fühlen. Anscheinend mochten sie diese vollgestopften Nistkästen aber jetzt, nach dem ersten Durchgang, nicht mehr. Oder warum ignorierten sie diese und besetzten lieber die Nester der Schwalben? Und ohne dann wenigstens darin zu brüten?!

Jedenfalls ging unser Plan auf, denn sofort nach der Reinigung ließ der Spatz von den Schwalbennestern ab und machte sich umgehend an's Werk, einen der "alten" Nistkästen erneut vollzustopfen.

Puh...! Nach all diesen Analysen und Optimierungen haben wir, bzw. die Schwalben, jetzt erst mal Ruhe. Alle sind endlich glücklich und zufrieden und mit Nestbau beschäftigt.


Update 9.7.2020: Der Erfolg unserer Bemühungen :-)

Hirundo rustica
Vier junge Rauchschwalben!

Zum Glück haben sie schon ein paar Federn zum Schutz vor dieser arktischen Juli-Kälte (heute max. 14°C).


Hier geht es zu einem früheren Artikel über Rauchschwalben-Kunstnester:

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Fjonka (Donnerstag, 04 Juni 2020 08:33)

    Ich bewundere a. Eure Schwalben in ihrer unglaublichen Merkfähigkeit und b. Euch in Eurer Findigkeit!!
    Und habe jetzt endlich eine Idee, wer die allerersten Schwalben in über 20 Jahren letztes jahr vertrieben haben könnte. Sie sind leider nicht wieder aufgetaucht, obwohl wir zwei Kunstnester an nahe bei liegenden Stellen, die Nesträubern aber weniger Chancen bieten, angebracht haben. Sie haben aber auch nicht versucht, an den alten Stellen neu zu nisten.
    Ich freue mich sehr für Eure Schwalben, daß sie nun endlich erfolgrecih nisten können :-)

  • #2

    Mareike (Donnerstag, 04 Juni 2020 09:32)

    Hi Fjonka,
    ich hoffe auch, dass sie nachhaltig in Ruhe gelassen werden. Solange die Spatzen selbst mit Brüten und Füttern beschäftigt sind, könnte es klappen.
    Das merkwürdige ist, dass die Schwalben Nester, aus denen sie bereits vertrieben wurden, scheinbar über Jahre nicht mehr nutzen. So ist es zumindest in unserem Ferienhäuschen, und auch hier lassen sie diese Nester jetzt komplett links liegen.
    LG