Gegenüber von unserem neuen Haus befindet sich ein verwilderter Hang, auf dem die Gemeinde erst vor ein paar Wochen das sich stark ausgebreitete Gebüsch zurückgeschnitten hat. Dieser Hang ist im März wunderschön anzusehen, weil er mit einem Meer aus azurblauen Scilla-Blüten bedeckt ist.
Bei einer kleinen Erkundungstour über den Hang, bei der wir eigentlich ein paar Wildbienen an den Blüten fotografieren wollten, entdeckten wir aber als erstes diesen blau-schwarzen Gesellen hier. Und dann noch einen und noch einen. Der ganze Hang war voll mit Ölkäfern.
Schön, dachten wir uns. Das ist ein gutes Zeichen. Warum? Wo es Ölkäfer gibt, da gibt es auch Wildbienen. Und wo es viele Ölkäfer gibt, muss es demzufolge auch reichlich Wildbienen geben.
Das Verhältnis zwischen Ölkäfern und Wildbienen ist zwar eng, aber von Seiten der Wildbienen aus betrachtet sicher nicht das beste. Denn Ölkäferlarven leben als Parasiten in den Nestern bodenbrütender Solitärbienen. Dort ernähren sie sich zunächst von den Larven der Bienen, später dann von deren Pollenvorrat.
Für die Bienen ist es also weniger schön, so viele von diesen Tieren zu sehen. Für uns dagegen ist es ein Zeichen, dass es hier größere Wildbienen-Bestände gibt.
Von diesen profitieren aber nicht nur die Ölkäfer. Kurze Zeit später zeigte sich nämlich die erste Biene (Foto unten) und offenbarte gleich noch einen Schmarotzer. Man kann auf dem Hinterleib des Tieres einen kleinen gelblichen Punkt entdecken. Hierbei handelt es sich um einen Parasiten (wahrscheinlich Stylops melittae), der im Körperinneren der Biene lebt und frisst und später durch die Zwischenhäute am Hinterleib nach außen durchbricht.
Das klingt alles ziemlich unappetitlich und für die direkt betroffenen Bienen-Individuen sind diese Parasitenformen alles andere als gut. Aber allein stellen sie noch keine ernste Bedrohung für Wildbienen-Populationen dar, denn sie existieren schon seit Ewigkeiten mit- und voneinander.
Anders sieht es mit der Veränderung unserer Landschaften aus. Wo Lebensräume, Futterpflanzen und Brutplätze fehlen, dafür aber große Mengen an Insektiziden hinzu kommen, wird es für die Wildbienen schwierig. Die Populationen werden immer kleiner und die einzelnen Tiere geschwächt. Weniger vitale Tiere fallen zudem eher Parasiten zum Opfer.
Aber was kann man tun, um den Wildbienen zu helfen?
NAHRUNGSPFLANZEN FÜR GEFÄHRDETE WILDBIENEN
Am besten bewirtschaftet man seinen Garten so naturnah wie möglich und verzichtet auf den Einsatz jeglicher Pestizide. Erst dann lohnt es sich, für ein umfangreiches Angebot an Nahrungspflanzen zu sorgen. Aber dabei gibt es einiges zu beachten, denn Wildbienen können teilweise ganz schön wählerisch sein.
Unter ihnen gibt es zwar viele Arten, die wie unsere Honigbienen, recht wahllos sind und die unterschiedlichsten Blüten anfliegen. Aber es gibt auch Wildbienen, die als Futter für ihre Brut nur Pollen und Nektar weniger Pflanzenarten verwenden können. Manche sind sogar auf nur eine einzige Art spezialisiert. Solche Bienen sind ganz besonders gefährdet.
Die oben gezeigte Weiden-Sandbiene inspiziert zwar eine Scilla-Blüte, aber tatsächlich ist sie eine Art, die sich auf Weiden spezialisiert hat (Diese Biene ist aufgrund des Parasiten etwas früh unterwegs, unsere Weiden hier blühen noch nicht). Ihre enge Beziehung geht so weit, dass man sie nur im Frühling zur Zeit der Weidenblüte antrifft.
Die Blutweiderich-Sägehornbiene (Melitta nigricans) zeigt sich hingegen erst im Hochsommer, wenn ihre Nahrungspflanze, der Blutweiderich blüht.
Das bedeutet:
Möchte man möglichst viele Wildbienen-Arten effektiv unterstützen, ist es am besten auf einen Blütenreichtum von Frühling bis Herbst zu achten und dabei u. a. Pflanzenarten anzubieten, die von spezialisierten Wildbienen benötigt werden.
Da die spezialisierten Bienen mit den unspezialisierten oft um die gleichen Nahrungspflanzen konkurrieren, ist eine Mischung ideal, die sowohl Pflanzen für die spezialisierten Wildbienen enthält, als auch "Ablenkungspflanzen" für die unspezialisierten.
Aber welche Pflanzen sind nun für welche Bienen und wann blüht was?
Dafür habe ich ein Pflanz- und Saatrezept mit 15 verschiedenen Arten zusammen gestellt, mit denen es im Garten von Frühling bis Herbst blüht. Für alle Pflanzenarten ist angegeben, für welche Wildbienen sie geeignet sind.
PFLANZ-UND SAATREZEPT FÜR WILDBIENEN (Nr. 1)
*Die Affiliate-Verlinkungen führen zu verfügbaren Pflanzen oder Saatgut.
Pflanzenart | Blütezeit | Wildbienen | |
1 | Sal-Weide (Salix caprea)* | März-Mai | Dunkle Weiden-Sandbiene (Andrena apicata), Rotbeinige Locken-Sandbiene (Andrena clarkella), Weiden-Sandbiene (Andrena vaga), Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) |
2 | Traubenhyazinthe (Muscari spec.)* | März-Apr | Unspezialisierte Wildbienen |
3 | Johannisbeere (Ribes spec.)* | Apr-Mai | Unspezialisierte Wildbienen |
4 | Nachtviole (Hesperis matronalis)* | Mai-Juni | Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) |
5 | Kriechender Günsel (Ajuga reptans)* | Apr-Juli | Unspezialisierte Wildbienen |
6 | Hornklee (Lotus corniculatus)* | Mai-Juli | Anthidium byssinum, Eucera interrupta, Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum), Gallen-Mauerbiene (Osmia gallarum), Dreizahn-Mauerbiene (Osmia tridentata) |
7 | Garten-Salbei (Salvia officinalis)* | Juni-Juli | Rote Schneckenhausbiene (Osmia andrenoides) |
8 | Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia)* | Mai-Aug | Esparsetten-Sägehornbiene (Melitta dimidiata) |
9 | Rundbl.-Glockenblume (Campanula rotundifolia)* | Juni-Aug | Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis) |
10 | Lavendel (Lavandula angustifolia)* | Juli-Aug | Unspezialisierte Wildbienen |
11 | Blutweiderich (Lytrum salicaria)* | Juli-Aug | Blutweiderich-Sägehornbiene (Melitta nigricans), Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae) |
12 | Gelbe Resede (Reseda lutea)* | Juni-Sep | Reseden-Maskenbiene (Hylaeus signatus) |
13 | Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)* | Juni-Sep | Skabiosen-Sandbiene (Andrena marginata) |
14 | Wegwarte (Cichorium intybus)* | Juli-Sep |
Rainfarn-Herbstsandbiene (Andrena denticulata), Braunbürstige Hosenbiene (Dasypoda hirtipes), Bedornte Mauerbiene (Osmia spinulosa) |
15 | Gänseblümchen (Bellis perennis)* | Feb-Dez | Unspezialisierte Wildbienen |
Die Auflistung der Wildbienenarten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für die einzelnen Pflanzenarten kann es teilweise noch mehr auf sie spezialisierte Bienenarten geben.
Natürlich werden alle Pflanzenarten dieser Liste, die für die spezialisierten Bienen gedacht sind, auch von unspezialisierten Bienen angeflogen, so dass immer ein reges Kommen und Gehen an den Blüten zu beobachten sein wird.
Bis auf die Weide und die Johannisbeere sollten dabei alle Pflanzen in größeren Stückzahlen vorkommen, weil gerade die spezialisierten Bienen eine gewisse Anzahl an Blüten für die Versorgung ihrer Brut benötigen, besonders wenn sie sich diese zeitweilig mit den unspezialisierten Wildbienen teilen müssen.
Dieses lässt sich am einfachsten und günstigsten mit Saatgut erreichen (ist in der Tabelle verlinkt). Dabei unbedingt darauf achten, dass das Saatbett möglichst unkrautfrei vorbereitet wird.
Einige der oben genannten Blumen eignen sich gut für die Blumenwiese (z.B. 6, 8, 9, 12, 13, 14), die anderen machen sich besser in einem Saum oder Blumenbeet. Der Blutweiderich ist eine Sumpfpflanze und benötigt einen feuchten Standort, z.B. am Teichufer. Und das Gänseblümchen ist natürlich ideal für einen bunten Blumenrasen.
Übrigens kann die Sal-Weide zwar ein ziemlich stattlicher Baum werden, aber weil sie sehr rückschnitt-verträglich ist, ist sie auch für kleinere Gärten geeignet.
WILDBIENEN-NISTHILFEN IN VERSCHIEDENEN AUSFÜHRUNGEN
Neben den Futterpflanzen spielen die Nistmöglichkeiten eine wichtige Rolle. Viele Wildbienen bauen ihre Niströhren selbst, indem sie Gänge in den Boden graben. Dabei werden von den unterschiedlichen Bienenarten auch unterschiedliche Bodenarten bevorzugt. Von Sand bis Lehm ist alles dabei.
Offene Stellen am Boden
Im Garten ist es recht einfach grabende Bienen zu unterstützen. An einer sonnigen Stelle (z.B. vor einer Trockenmauer oder an einer Hangfläche) kann man offene, dünn oder unbewachsene Stellen schaffen, die von den Bienen zum Graben genutzt werden können.
Lehmwand
Für die in Steilwänden brütenden Wildbienenarten kann man auch Lehmwände selbst herstellen. Dazu benötigt man etwas Lehm und feinen Sand (keinen Quarzsand, der ist zu scharfkantig) im Verhältnis von ca. 1:1. Beides wird mit Wasser gemischt und so in eine Form gefüllt, dass keine Hohlräume übrig bleiben.
Als Form eignen sich am besten Pflanz- und Hohlsteine oder Ähnliches.
In das noch feuchte Gemisch können kleine, 6-8 mm breite und 2 cm tiefe Löcher vorgebohrt werden, den Rest möchten die Bienen gerne selbst erledigen.
Nach dem Trocknen, was mehrere Wochen bis Monate dauern kann, ist die Lehmwand fertig für den Bezug und kann an einer sonnigen, aber geschützten Stelle aufgestellt werden.
Fertige Niströhren
Dann gibt es noch Bienen, die ihre Niströhren nicht selbst anfertigen, sondern auf bereits bestehende, längliche Hohlräume angewiesen sind. Seit einigen Jahren werden für diese Bienen die sogenannten Insektenhotels angeboten. Sie enthalten oft vorgebohrte Nadelholzklötze, deren Qualität so schlecht ist, dass Wildbienen nicht mal zum gucken vorbeikommen.
Aber es geht auch besser! Neben hochwertigeren Nisthilfen aus dem Handel, kann man bezugfertige Niströhren auch selber bohren. Dafür benötigt man gut abgelagertes Hartholz (z.B. Buche oder Eiche) ohne Risse oder andere größere Schäden. Hier hinein kann man tiefe Löcher mit unterschiedlichem Durchmesser (von 2-9 mm, insbesondere 3, 4, 5 und 6 mm) bohren. Diese Löcher müssen gründlich gereinigt und von sämtlichen Splittern und Graten befreit werden, damit sich die Bienen nicht an diesen verletzen.
Aber Achtung! Der Bau dieser Nisthilfen ist leichter gesagt als getan. Mir sind bei meinem Bauversuch vor ein paar Jahren zwei der dünnen Bohrer im Buchenholz abgebrochen.
An das gründliche Entgraten hab ich damals auch nicht gedacht, genauso wenig wie an den Riss, der sich damals schon abzeichnete. Trotzdem wurde die Nisthilfe recht gut angenommen, dafür, dass sie bis vor Kurzem mitten in der Stadt im 2. Stock auf einem Balkon hing. Bezogen wurde sie hier aber nur von einer einzigen Art, der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis), die generell bei der Wahl ihrer Nistplätze nicht so wählerisch ist.
Die Nisthilfe haben wir bei unserem Umzug natürlich mitgenommen. An ihrem neuen Standort wurde sie dann doch noch von einer anderen Wildbienenart bezogen, die wir leider nicht direkt beobachten, aber anhand der Verschlussart entdecken konnten.
Das war es aber erst mal mit meinen Selbstbau-Versuchen. Deswegen geht es jetzt zu den hochwertigeren Nisthilfen, die man auch im Handel bekommt.
Ich möchte ja in unserem neuen Garten noch mehr Nisthilfen für Wildbienen aufstellen, insbesondere weil ich hoffe, dass sie von noch mehr Bienenarten genutzt werden. Deshalb habe ich mir ein Bienenhaus* besorgt, das der Nabu empfiehlt. Auch mir scheint es auf den ersten Blick durchdachter zu sein als die üblichen "Hotels".
Das Holzstück mit den Nistgängen ist aus Buche statt aus weichem Nadelholz, was schon mal gut ist. Und ordentlich entgratet ist es auch.
Wie die enthaltenen Pappröhrchen angenommen werden, muss sich bei mir erst noch herausstellen. Andere berichten aber davon, dass Pappröhrchen*, Schilf- und Strohhalme sehr gut ankommen. Man kann diese auch separat kaufen und individuelle Nisthilfen damit gestalten.
Mein neues Bienenhaus hat bei mir einen sonnigen und trotzdem geschützten Platz, weswegen es nichts ausmacht, dass es aus verwitterbarem Material besteht. Für ungeschützte Stellen, die dem Regen ausgesetzt sind, würde ich dieses aber nicht empfehlen, sondern auf Nisthilfen aus Holzbeton* zurückgreifen oder solche verwenden, die vollständig aus beständigem Hartholz* bestehen..
Ich bin wahnsinnig gespannt auf die Wildbienen-Saison in diesem Jahr! Ich hoffe, die Blumenwiese entwickelt sich gut, so dass sie mir reichlich Bienen anlockt.
Einige Pflanzen von der Liste fehlen mir allerdings noch in unserem neuen Garten, darum werde ich mich auf jeden Fall in den nächsten Wochen kümmern.
Mit diesen Naturgarten-Elementen kann man Wildbienen unterstützen:
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