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TROCKENER SOMMER - 3 MAẞNAHMEN DAMIT TIERE IM GARTEN NICHT VERHUNGERN UND VERDURSTEN

Nicht schon wieder!

Der Boden ist trocken. Die jungen Apfelbäume rollen ihre Blätter ein, um weniger Wasser zu verdunsten. Und jetzt kommt auch noch Hitze obendrauf.

Eigentlich ganz normal im Hochsommer. Aber inzwischen hat es seit knapp vier Monaten viiieel zu wenig geregnet. Mal wieder folgt auf einen zu trockenen Frühling ein ebenso trockener Sommer.

In unserem Garten in Schleswig-Holstein geht es ja noch, aber in unserem Ferienhaus-Gärtchen in Brandenburg (und im gesamten Bundesland) ist die Lage dramatisch. Es ist staubtrocken und seit Wochen brechen immer wieder große Waldbrände aus.

Ausgetrockneter Gartenteich
Unser brandenburger Teich im Juli 2022. Fast vollständig ausgetrocknet.

HITZE UND TROCKENHEIT - FÜR MANCHE PFLANZEN UND TIERE WIRD ES GEFÄHRLICH

Dass der Mangel an Regen für die Pflanzen in der Natur, auf den Feldern und in den Gärten problematisch wird, ist jedem klar. Sie vertrocknen direkt vor unseren Augen. 

Doch auch wenn viele Blumen vergilben und absterben, haben sie dennoch Strategien entwickelt, um mit solchen Dürrephasen umzugehen.

Anders sieht es bei jungen Bäumen aus, wenn die Wasserreserven der Böden aufgebraucht sind. Insbesondere neu gepflanzte Exemplare können dem Wassermangel nicht lange standhalten.

Aber weit weniger offensichtlich ist die mit langer Trockenheit einhergehende Not mancher Tiere. 

Vögel und etliche Insektenarten benötigen Wasserstellen. Frösche müssen sich auf die Suche nach neuen Gewässern machen und Kröten und Molche brauchen Unterschlüpfe, die noch ausreichend feucht sind. 

Aber die Tiere laufen nicht nur Gefahr zu verdursten oder auszutrocknen. Selbst wenn sie ausreichend Wasser finden, bleiben ihre Mägen in dieser Zeit öfter leer. Das gilt besonders für Igel.

DER GARTEN - RETTER IN DER NOT?

Gärten kommt jetzt eine Schlüsselrolle zu. In manchen Gegenden finden sich hier im Hochsommer die einzigen Wasserquellen im Umkreis von mehreren Kilometern. Auch frisches Grün, Würmer und Schnecken gibt es in ihnen noch.

Es zieht die Wildtiere deshalb in die Ortschaften. 

Hier können wir sie mit ganz einfachen Maßnahmen unterstützen, so dass sie die Zeit des Wasser- und Futtermangels besser überstehen.

1. TRÄNKEN FÜR ALLE

Gartenteiche sind gut - vor allem für Amphibien und Insekten, deren Larven sich im Wasser entwickeln. 

Aber: Zusätzliche Tränken sind besser! Soll heißen, auch wer einen Gartenteich hat, macht mit dem zusätzlichen Aufstellen von Tränken nichts falsch.

Warum? Weil die Wasserqualität in vielen Teichen im Hochsommer nicht die beste ist. Die hohen Temperaturen und die vielen Nährstoffe fördern die Vermehrung von schädlichen Algen und Bakterien (z. B. Blaualgen), die die Tiere krank machen und schwächen. Deshalb bevorzugen auch Wildtiere das saubere und frische Wasser in bereitgestellten Tränken.

Außerdem sind nicht alle Teiche wildtierfreundlich gebaut. Jedes Jahr ertrinken Vögel und Igel, weil sie hineinfallen und an den steilen Kanten nicht mehr herausklettern können.

Vogeltränken sind die Klassiker und schon in vielen Gärten zu finden. Aber für Igel sind sie manchmal nicht erreichbar oder stehen an freien, übersichtlichen Stellen, die der Igel meidet. Er läuft am liebsten im Schutz der Vegetation unter Hecken, in hohen Blumenwiesen oder in Staudenrabatten herum. Auch entlang von Mauern und Zäunen. Deshalb hilft es ihm, wenn Igeltränken zusätzlich an geschützten Orten angeboten werden. Am besten gleich zwei oder drei.

Feldwespe (Polistes dominula) an Insektentränke
Staatenbildende Insekten wie die nützlichen und friedlichen Feldwespen benötigen sichere Wasserstellen. Der Wasserfilm zwischen den Kieselsteinchen reicht ihnen. Hier kann kein Insekt ertrinken.

Vogel- und Igeltränken sind für Insekten meistens ungeeignet, weil sie darin ertrinken können. Mit Kieselsteinen gefüllte Untersetzer, Schälchen oder Teller, die nur leicht mit Wasser befüllt sind, stellen sichere Insektentränken dar.

Wichtig! In Vogel- und Igeltränken vermehren sich Krankheitserreger rasend schnell. Deshalb sollten sie täglich gereinigt und das Wasser erneuert werden.

2. GEZIELTES GIEẞEN

Besonders im Hochsommer heißt es in vielen Gegenden: Wasser sparen! Mancherorts ist die Gartenbewässerung teilweise reglementiert. Auf unnötiges Gießen sollte also verzichtet werden. Die Lösung lautet in diesem Fall: Gezieltes Gießen. Also nur dort, wo es wirklich nötig ist. Wo es das Überleben von Pflanzen und Tieren tatsächlich sichert. Und wo es zur effektiven Kühlung des Gartens beiträgt.

Blumenwiesen und -rasen: Wie oben schon erwähnt, können sich Blumenwiesen und Rasen nach einer Hitze- und Dürreperiode wieder regenerieren. Auch wenn sie vertrocknen. Sie stehen auf der Prioritätenliste weiter unten. 

Bäume: Für junge Bäume wird die Situation aber bedrohlich. Sie haben noch kein tiefreichendes Wurzelsystem, mit dem sie feuchtere Bodenschichten erreichen können. Deshalb sollten sie gegossen werden.

Aber auch ältere Bäume brauchen irgendwann Wasser. Aber warum ist das Bäumegießen für die Tiere wichtig? Wenn die Bäume die Trockenheit überstehen, dann bleiben sie als Schattenspender, Klimaanlage, Lebensraum und Nahrungsquelle für die unzähligen Insekten erhalten, die auf und von ihnen leben (wenn es sich um einheimische Bäume handelt). Davon profitieren schließlich Vögel und Säugetiere wie Igel und Fledermäuse, die sich wiederum von diesen Insekten ernähren.

Schattige Bereiche: Wird neben der Trockenheit auch die Hitze für Wildtiere zum Problem, dann sind schattige Bereiche überlebenswichtig! Manchmal sind die Temperaturen dort trotzdem so hoch, dass wir mit Kühlung nachhelfen müssen. Das funktioniert am besten mit Verdunstungskälte, einem Effekt, den man sich in Klimaanlagen zunutze macht. Wenn schattige Bereiche, in denen sich die Feuchtigkeit länger hält, moderat bewässert werden, ist der Kühlungseffekt besonders groß. Hierher können sich dann die hitzeempflindlichen Tierarten (z. B. Kröten, Igel) in einen Holzhaufen oder ähnliches zurückziehen. Außerdem findet der Igel auf dem feuchten Boden mehr Würmer, Schnecken, Asseln und andere Kleintiere. 

Blühende Stauden: Viele Blumen, die schon geblüht haben, benötigen kaum oder kein Wasser mehr (Bsp.: Frühblüher, Einjährige wie Mohn und Kornblume). Sie zu gießen ist nicht nötig. Einen Zierrasen den Sommer über grün zu halten, hat auch keinen nennenswerten Nutzen sondern ausschließlich ästhetische Gründe.

Das Gießen kann sich stattdessen auf diejenigen Blumen konzentrieren, die erst im Hochsommer blühen. Dadurch trocknen den Wildbienen und Schmetterlingen nicht sämtliche Nektarquellen weg.

3. IN TROCKENPHASEN IGEL FÜTTERN

Trocknet der Boden aus, ziehen sich Würmer (die Leibspeise der Igel) tief in den Boden zurück, Schnecken verkriechen sich ebenfalls in für Igel unzugängliche Verstecke. In trockenen Sommern, wie wir sie in den letzten Jahren gehäuft hatten, verhungerten in der Folge viele Igel. Vor allem für Jungtiere stellen diese Wetterbedingungen eine Gefahr dar.

Dann hilft es den Igeln sehr, wenn sie getreidefreies Katzenfutter (mit mindestens 60 Prozent Fleischanteil) oder salz- und milchfreies Rührei angeboten bekommen. 

Aber Achtung! Bevor der Igel das Futter findet, wurde es oft schon von Tieren gefressen, die darauf nicht angewiesen sind (z. B. von Katzen, Waschbären, Füchsen, Mardern oder Ratten). Um das zu vermeiden, kann das Futter in speziellen Igel-Futterstationen angeboten werden, die für andere Tiere unzugänglich sind. Solche Futterstationen kannst du selbst bauen oder kaufen. Eine Bau-Anleitung für ein gut durchdachtes Igel-Futterhaus findest du hier

ALTERNATIVE ZU PUNKT 2 UND 3...

Die Punkte 2 und 3 gelten für alle durchschnittlichen Hausgärten. Es gibt aber eine Methode, mit der auf das Gießen nahezu vollständig verzichtet werden kann. Diese Methode nennt sich: Mulchen!

Dieser junge Holunder wird nur sehr selten gegossen, weil eine Mulchschicht aus Häckselgut und Laub den Boden feucht hält. In dieser Schicht findet der Igel auch bei Trockenheit Insekten und Spinnen.
Dieser junge Holunder wird nur sehr selten gegossen, weil eine Mulchschicht aus Häckselgut und Laub den Boden feucht hält. In dieser Schicht findet der Igel auch bei Trockenheit Insekten und Spinnen.

Für die meisten ist das nichts Neues, ich wollte es aber trotzdem noch mal erwähnen, weil es nichts effektiveres gibt. Unter einer dicken Mulchschicht aus Häckselgut hält sich die Feuchtigkeit sehr lange. Je besser ein Garten gemulcht ist, umso weniger muss er gegossen werden. Dennoch kühlt er, bietet frisches Grün, zahlreiche Blüten für Insekten und Unmengen an Würmern und anderen Kleintieren für Igel.

Diese Methode eignet sich für Staudenbeete, schattige, baumreiche Gärten oder für einzelne Gartenbereiche. Aber nicht für Blumenwiesen oder Blumenrasen.

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Mit diesen Maßnahmen ist der Garten eine kleine Oase in der vertrockneten, hitzegeplagten Umgebung. So können die Tiere Wasser und Nahrung finden, bis das Schlimmste überstanden ist. Dennoch wird Wasser sparsam eingesetzt.

Noch mehr Tipps für einen kühlenden, wassersparenden Garten habe ich in dieser Checkliste zusammengetragen. Du kannst sie mit vielen weiteren Checklisten und Merkblättern als PDF in der geschützten Download-Bibliothek herunterladen (Passwort notwendig).

Checkliste Hitzegarten
Tipps für einen kühlenden Garten, dem Hitze und Trockenheit nicht viel ausmachen.

Noch mehr Tipps, Infos und Anleitungen zum Thema wildtierfreundlicher Garten findest du in meinem Buch:

Mareike Fedders, Tierisch Guter Garten

Komm gut durch die Hitze!


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