
HERZLICH WILLKOMMEN ZURÜCK NACH DER WINTERPAUSE!
Was habe ich mich darauf gefreut, mich endlich wieder dem Garten widmen zu können!
In den letzten Wochen und Monaten war hier im Blog zwar nicht viel los, aber mich erreichten immer wieder Rückfragen zum Thema Blumenwiese. Diese möchte ich mit dem heutigen Artikel aufgreifen.
Häufig ging es bei den Fragen um zu viel Gras im Aufwuchs, fehlende Blüten ab dem zweiten Jahr oder eine allgemein verunkrautete Optik.
In den meisten Fällen finden sich die Ursachen bzw. Lösungen für diese Probleme in der Anlage, also in der Saatbettvorbereitung und in der Wahl des Saatguts. Aber gerade beim Saatgut tappt man zu schnell in die Falle und besorgt sich das falsche. Deswegen möchte ich in diesem Artikel zeigen, was ein gutes Blumenwiesen-Saatgut enthalten sollte.

DAS PROBLEM MIT DEM BLUMENWIESEN-SAATGUT
Im Handel gibt es zwar überall Blumenwiesen-Saatgut zu kaufen. Auf den ersten Blick scheint es zumindest so. Aber auf den zweiten Blick entpuppen sich viele sogenannte Wiesenblumen-Mischungen als Mogelpackung. Da wird die Bienenweide bzw. die Blühmischung großzügig auch als Blumenwiese vermarktet, obwohl sie kaum Arten enthält, aus denen sich eine langlebige Blumenwiese, die jedes Jahr wieder blüht, entwickeln kann.
Andere „echte“ Blumenwiesenmischungen wiederum weisen mitunter eine unzureichende Qualität auf, weil z. B. der Grasanteil viel zu hoch ist oder zu konkurrenzstarke Gräser beigemischt wurden. Auch Wiesenblumen exotischen Ursprungs oder züchterisch stark bearbeitete Sorten gehören eher nicht ins Blumenwiesen-Saatgut.

Aber ist das alles wirklich so wichtig? Na ja, eigentlich nur, wenn man genau weiß, was man möchte. Denn sowohl Blumenwiese als auch Blühmischung/Bienenweide bringen viele Blüten mit Pollen und Nektar für die Insekten hervor.
Aber es gibt ein paar wichtige Unterschiede, die für oder gegen die Anlage der einen oder der anderen sprechen. Um die Unterschiede einmal zu zeigen, habe ich diese kleine Übersicht angefertigt:
Blumenwiese Blühmischung/Bienenweide
- überwiegend mehrjährige/langlebige Blumenarten
- braucht nur einmal angelegt zu werden und blüht dann viele Jahre
- einheimische Arten
- mittlere bis große Blütenfülle
- kann Gras enthalten
- überwiegend ein- und zweijährige Arten
- (zwei-)jährliche Neuanlage nötig
- sowohl einheimische als auch exotische Arten und Sorten
- sehr große Blütenfülle
- enthalten kein Gras
Wer faul ist, legt also eine Blumenwiese an ;-)
Aber sie hat zusätzlich den Vorteil, dass sie sich in ihrer Artenzusammensetzung eher an der Natur orientiert und mit ihren einheimischen Blumenarten insgesamt einen größeren Nutzen für die Tierwelt hat.
Eine Blühmischung/Bienenweide punktet dagegen in Sachen Blütenfülle und Nektarproduktion, ist aber insgesamt von weniger verschiedenen Tierarten nutzbar.


Aber wenn die Bezeichnung auf der Verpackung nicht eindeutig ist, wie erkenne ich, ob mein Saatgut echtes Blumenwiesen-Saatgut ist? Natürlich an den Arten, die in der Zusammensetzung deklariert sind. (Eine Mischung ohne Deklaration würde ich deshalb nicht kaufen.)

WELCHE BLUMENARTEN GEHÖREN INS BLUMENWIESEN-SAATGUT?
Und welche Arten gehören ins Blumenwiesen-Saatgut? Vereinfacht gesagt sollten überwiegend echte Wiesenblumenarten enthalten sein. Außerdem noch ein paar Einjährige für die ersten Blüten schon wenige Wochen nach der Anlage, sowie Zweijährige für das zweite Jahr.
Die Abgrenzung, was echte Wiesenblumen sind und was nicht, ist nicht immer einfach. Denn unter bestimmten Bedingungen können mehrjährige Blumen auch nur ein- bis zweijährig wachsen und ein- bis zweijährige Blumen mehrere Jahre für ihre Entwicklung benötigen. Auch gibt es ein- und zweijährige Arten, die hauptsächlich in Blumenwiesen vorkommen. Es ist also kompliziert.
Deswegen habe ich hier eine Übersicht zusammengestellt, die ein-, zwei- und mehrjährige Wiesenblumen zeigt sowie solche Arten, die zur vorübergehenden optischen und ökologischen Aufwertung beigemischt werden können.
Los geht es mit den ausdauernden Arten. Überwiegend Blumen aus dieser Liste sollten im Saatgut enthalten sein.
Mehrjährige Blumenwiesenarten (blühen meist ab dem zweiten Jahr)
Lateinischer Artname | Deutsche Bezeichnung |
Achillea millefolium |
Gewöhnliche Schafgarbe |
Agrimonia eupatoria |
Kleiner Odermennig |
Allium schoenoprasum |
Schnittlauch |
Anthemis tinctoria |
Färberkamille |
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
Armeria maritima |
Grasnelke |
Betonica officinalis |
Heilziest |
Campanula glomerata |
Knäuel-Glockenblume |
Campanula persicifolia |
Pfirsichblättrige Glockenblume |
Campanula rotundifolia |
Rundblättrige Glockenblume |
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
Centaurea scabiosa |
Skabiosen-Flockenblume |
Coronilla varia |
Bunte Kronwicke |
Dianthus carthusianorum |
Karthäusernelke |
Dianthus deltoides |
Heidenelke |
Galium album |
Weißes Labkraut |
Galium verum |
Echtes Labkraut |
Geranium pratense |
Wiesenstorchschnabel |
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
Hypericum perforatum |
Echtes Johanniskraut |
Hypochaeris radicata |
Gewöhnliches Ferkelkraut |
Inula britannica |
Wiesen-Alant |
Knautia arvensis |
Wiesen-Witwenblume |
Leucanthemum ircutianum/vulgare |
Wiesen-Margerite |
Linaria vulgaris |
Echtes Leinkraut |
Lotus corniculatus |
Hornschotenklee |
Lychnis flos-cuculi |
Kuckucks-Lichtnelke |
Malva moschata |
Moschus-Malve |
Onobrychis viciifolia |
Saat-Esparsette |
Pimpinella major |
Große Bibernelle |
Pimpinella saxifraga |
Kleine Bibernelle |
Plantago lanceolata |
Spitzwegerich |
Primula veris |
Echte Schlüsselblume |
Prunella grandiflora |
Großblütige Braunelle |
Prunella vulgaris |
Gewöhnliche Braunelle |
Ranunculus acris |
Scharfer Hahnenfuß |
Salvia pratensis |
Wiesen-Salbei |
Sanguisorba minor |
Kleiner Wiesenknopf |
Sanguisorba officinalis |
Großer Wiesenknopf |
Scorzoneroides autumnalis |
Herbst-Löwenzahn |
Silene dioica |
Rote Lichtnelke |
Silene viscaria |
Gewöhnliche Pechnelke |
Silene vulgaris |
Taubenkropf-Leimkraut |
Stellaria graminea |
Gras-Sternmiere |
Thymus spp. |
Thymiane |
Tragopogon pratensis |
Wiesen-Bocksbart |
Vicia cracca |
Vogelwicke |
Veronica chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
Weiter geht es mit den Einjährigen. Sie werden dem Saatgut beigemischt, damit die frisch angelegte Blumenwiese auch im ersten Jahr schon attraktiv blüht. Davon profitieren natürlich auch Bienen und andere Insekten. Die meisten dieser Blumenarten verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Einige sind jedoch echte Wiesenblumen und erscheinen jedes Jahr aufs Neue.
Einjährige Arten
Lateinischer Artname | Deutsche Bezeichnung | Anmerkungen |
Agrostemma githago |
Kornrade |
nur für Blüten im ersten Jahr |
Calendula officinalis |
Ringelblume |
nur für Blüten im ersten Jahr |
Centaurea cyanus |
Kornblume |
nur für Blüten im ersten Jahr |
Matricaria chamomilla |
Echte Kamille |
nur für Blüten im ersten Jahr |
Papaver dubium |
Saatmohn |
nur für Blüten im ersten Jahr |
Papaver rhoeas |
Klatschmohn |
nur für Blüten im ersten Jahr |
Rhinanthus angustifolius |
Großer Klappertopf |
für Blüten ab dem ersten Jahr, reduziert das Graswachstum, einjährige Wiesenblume |
Rhinanthus minor |
Kleiner Klappertopf |
für Blüten ab dem ersten Jahr, reduziert das Graswachstum, einjährige Wiesenblume |
Silene armeria |
Nelken-Leimkraut |
nur für Blüten im ersten Jahr |

Auch zweijährige Arten eignen sich für das Blumenwiesen-Saatgut. Mit ihnen ist es das gleiche wie mit den Einjährigen. Einige bleiben, andere sind nur kurze Gäste.
Zweijährige Arten
Lateinischer Artname | Deutsche Bezeichnung |
Carum carvi |
Wiesen-Kümmel |
Crepis biennis |
Wiesen-Pippau |
Daucus carota |
Wilde Möhre |
Echium vulgare |
Natternkopf |
Jasione montana |
Berg-Sandglöckchen |
Medicago lupulina |
Hopfen- (Gelb-) klee |
Oenothera biennis |
Nachtkerze |
Verbascum spp. |
Königskerzen |
Die Listen sind natürlich längst nicht vollständig, denn es gibt noch sehr viel mehr Blumenarten für die Blumenwiese. Aber die oben genannten gehören zu dem am häufigsten verwendeten, gerade auch wegen ihrer Attraktivität.
Wenn das Saatgut überwiegend Blumenarten aus diesen Listen, vor allem der mit den Mehrjährigen enthält, eignet es sich auch für die Anlage einer Blumenwiese.
Enthält es zusätzlich ein oder zwei nicht-einheimische Arten, ist das noch kein Problem, solange es sich dabei um eine kurzlebige Art handelt (z. B. Phacelia), weil diese sich nicht dauerhaft in einer Wiese halten können.
Kippt das Artenverhältnis jedoch in Richtung Ein- und Zweijährige, dann sind zu wenig ausdauernde Blumenarten dabei, aus denen sich eine schöne und langlebige Blumenwiese entwickeln kann. Dann eignet sich das Saatgut eher als Bienenweide (mit entsprechend häufiger Neuanlage).
Im letzten Jahr habe ich z. B. diese 'Reine Wildblumenmischung*' für meine kleine Beispiel-Blumenwiese verwendet. Sie enthält insgesamt 80 Blumenarten, wovon einige wenige zwar nicht einheimisch aber unproblematisch sind. Der Großteil der Mischung besteht aus echten Wiesenblumen (Zusammensetzung hier).

Ein wichtiger Bestandteil von Blumenwiesen ist in diesem Artikel jedoch noch zu kurz gekommen. Das Gras. Dieses kann (und sollte in den meisten Fällen) dem Saatgut beigemischt sein. Damit es nicht zum Problem wird, kommt es auch hier auf die richtigen Arten an.
Aber darum geht es in einem späteren Artikel.

So gelingt die Anlage einer Blumenwiese:
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Isabella (Freitag, 18 Juni 2021 14:28)
Vielen Dank für diesen sehr informativen Artikel! Durch eure Artikel zu Mitmachaktion, eine Wildblumenwiese anzulegen wurde ich inspiriert, das auch bei mir im Garten zu machen. Ich liebe sie! Die Blumen, das Summen der Bienen, einfach die Natur im Garten zu haben. Eine Frage ist bei mir noch offen: Wie kann man denn eine Blumenwiese pflegen? Gerade jetzt über den Hochsommer? Für die <a href="https://www.kemmler.de/themenwelten/expertentipps/rasenpflege">Rasenpflege</a> gibt es ja zahlreiche Ratgeberartikel, aber für eine Blumenwiese?? Ich denke, um eine gute Antwort und Empfehlungen zu bekommen, bin ich hier an der perfekten Adresse :-) Über Tipps würde ich mich sehr freuen! Vielen Dank :-)
LG Isabella
Mareike (Freitag, 18 Juni 2021 15:29)
Hallo Isabella,
es freut mich sehr, dass dir meine Artikel weitergeholfen haben und du jetzt auch ein kleines Bienenparadies im Garten hast :)
Die Blumenwiese braucht tatsächlich eine spezielle Pflege, damit sie viele Jahre lang schön bleibt. Du kannst mal in meinem Blog nachsehen, dort habe ich vor Kurzem einen Artikel dazu geschrieben (WILDBLUMENWIESE 2020: DER ERSTE SCHNITT IM 2. JAHR).
Vereinfacht gesagt sollten die Blumenwiesen im Juni geschnitten werden (aber nicht mit dem Rasenmäher), damit sie später im Jahr ein zweites Mal blühen. Dabei einen Teil der Wiese 2-3 Wochen länger stehen lassen, um den Insekten nicht völlig ihre Lebensgrundlage zu entziehen.
Wenn es sehr heiß und trocken ist, kann es nötig sein, die Blumenwiese zu gießen, damit die Blumen, die sich noch nicht aussamen konnten, nicht vertrocknen und aus der Wiese verschwinden. Eine Düngung ist im Gegensatz zum Rasen nicht nötig.
LG Mareike