3. ANGEPASSTE PFLEGE

Sind Saatbettbereitung und Aussaat geschafft, fehlen nur noch die richtigen Pflegemaßnahmen, damit sich die Blumenwiese gut entwickeln und dauerhaft attraktiv bleiben kann.

Bewässerung der Saatfläche

Eine Blumenwiese kann man eigentlich zu jeder Jahreszeit anlegen, die Hauptsache ist, es ist frostfrei. Meistens wird sie aber wohl im Frühling und Sommer angesät, so dass es wichtig ist, den Boden ausreichend feucht zu halten und regelmäßig zu beregnen, am besten die ganze Vegetationsperiode lang.

 

Bei einer Aussaat im Spätherbst muss hingegen zunächst nicht gewässert werden, da es meistens feucht genug ist und die Keimung zum Teil erst im darauf folgenden Frühling einsetzt. Dann sollte man es aber nicht verpassen, wenn nötig rechtzeitig für Beregnung zu sorgen, da schon im zeitigen Frühjahr bei anhaltendem Niederschlagsmangel ein Teil der keimenden Pflanzen vertrocknen könnte.

Mähen muss sein

Eine Blumenwiese MUSS gemäht werden, anderenfalls bleibt sie nicht lange eine attraktive Wiese, sondern wird erst immer artenärmer und verbuscht schließlich. Dann war all die Mühe bei der Anlage umsonst.

 

Ja, das Mähen kostet große Überwindung! Mit der Sense, dem Wiesen- oder Balkenmäher eine Schneise in die blühende Wiese zu schlagen tut weh, sorgt aber für neue Blüten im nächsten Aufwuchs oder im neuen Jahr, die es sonst nicht oder nur in verminderter Zahl gäbe.

 

Die regelmäßige Mahd entzieht der Wiese außerdem stetig Nährstoffe, wodurch die Artenvielfalt zunimmt und verhindert wird, dass nährstoffliebende Allerwelts-Arten den Platz für sich zurück erobern.

 

Pflegeleichte trockene Magerwiese

Am einfachsten hat man es da mit einer trockenen Magerwiese. Hier reicht ein Schnitt im Jahr aus, am besten im frühen Herbst. Man kann aber auch jeweils im Mai und Oktober mähen, dann hat man ab Sommer noch mal eine reiche Blütenpracht, die bei der 1-Schnittvariante dann schon vorbei ist.

Wie oft man eine trockene Magerwiese mäht, hängt aber letztendlich vom Aufwuchs ab. Je trockener und nährstoffärmer, umso weniger wächst auch und umso seltener muss man mähen.

Üppiger Aufwuchs auf Fettwiesen

Je nährstoffreicher der Boden hingegen ist, desto mehr Biomasse bildet sich auf der Wiese, die regelmäßig herunter geholt werden muss. Zwei Schnitte im Jahr sind mindestens notwendig (Juni und September/Oktober), bei sehr wüchsigen Wiesen sind drei Schnitte besser (Mai, August, Oktober).

Man kann übrigens das Mähgut zwei bis drei Tage auf der Fläche liegen lassen, um eine Notreife und Aussamung der geschnittenen Blüten zu ermöglich. Danach sollte es aber unbedingt abgeräumt werden, um den darunter befindlichen Aufwuchs nicht zu behindern und eine Nährstoffanreicherung oder Vermoosung zu vermeiden.

Tipp

 

Auch zum Thema Pflege ist das Buch Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten von Reinhard Witt* sehr empfehlenswert. Darin werden detaillierte Pflegeanleitungen für jeden Wiesentyp gegeben sowie Sinn und Zweck der einzelnen Strategien erklärt.

Geeignete Mähgeräte und Technik

Blumenwiesen lassen sich i. d. R. nicht mit einem normalen Rasenmäher bearbeiten. Dafür sind die Stängel zu fest und/oder der Aufwuchs zu hoch. Zudem würden Rasenmäher einfach alles kurz und klein häckseln, auch die tierischen Bewohner der Wiese. Balkenmäher, Sense oder Sichel sind für diese Zwecke besser geeignete Arbeitsgeräte.

 

Für sehr kleine Blumenwiesen reicht eine Kleinsense* völlig aus, um den Aufwuchs schnell und schonend zu mähen.

 

Etwas größere Wiesen auf nährstoffreichen Böden lassen sich dagegen am besten mit der guten, alten Sense mähen. Beim Kauf sollte man aber auf Qualität achten, da feste Blumenstängel den günstigen Geräten schnell den Garaus machen können. Zu empfehlen ist bei zartem Aufwuchs die ganz normale Gartensense* , bei stängeligem Aufwuchs muss jedoch eine Wildwuchssense* her.

 

Blumenwiesen, die nur 1 x im Jahr im Herbst gemäht werden (so wie unsere), haben wegen der langen Entwicklungszeit sehr feste Stängel, die unbedingt mit einer robusten und stabilen Klinge bearbeitet werden müssen. Hierfür ist eine normale Gartensense nicht fest genug, eine stabile Wildwuchssense ist hingegen bestens geeignet.

 

Auf größeren Flächen kommt man irgendwann um den Einsatz von Mähtechnik nicht herum. Speziell für die Mahd von Wiesen sind Balkenmäher konstruiert. Diese mähen schonend, und das Mähgut kann im Anschluss frisch oder aber getrocknet als hochwertiges Wiesenheu verfüttert werden. Allerdings sind Balkenmäher alles andere als günstig und die Anschaffung lohnt sich nur bei Wiesen, die man nicht schafft, mit der Sense zu mähen.

 

Im Spätsommer sind nur noch Stängel auf unserer Wiese. Der Rasenmäher würde hier kapitulieren.
Im Spätsommer sind nur noch Stängel auf unserer Wiese. Der Rasenmäher würde hier kapitulieren.

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Kommentare: 61
  • #1

    Helmut Mehlhart (Mittwoch, 28 August 2019 10:44)

    Ist das wirklich ernst gemeint, daß man 20 cm Sand als Oberfläche benutzt (Katenklo) und keine Erde ? Das hab ich noch nie gesehen. Welchen Sand sollte man da nehmen ?

    Danke

  • #2

    Mareike (Mittwoch, 28 August 2019 15:03)

    Re: Helmut Mehlhart
    Ja, womit sandiger Boden gemeint ist (es muss kein reiner Sand sein). Manche Gärtner haben ja schon so einen, andere haben eher einen lehmigen Boden, der sich für Wiesenblumen schlechter eignet, da sie hier oft vom Gras verdrängt werden.
    Man kann direkt bei einem Kieswerk Sand besorgen oder bei einem Baustoffhandel. Auch feiner Kies ist geeignet. Beides ist i. d. R. unkrautfrei, weil es Unterboden ist. Etwas Kompost dazu oder ein wenig lehmigen (unkrautfreien) Unterboden und die Wildblumen finden ein ideales Saatbett vor (das von den Katzen nur so lange genutzt wird, bis es zugewachsen ist).
    Erde, so wie Muttererde, ist hingegen stark mit Unkrautsamen belastet und daher für die Anlage einer Blumenwiese nicht so gut geeignet.

  • #3

    Tim (Donnerstag, 02 April 2020 17:39)

    Hallo,
    danke für die informativen Seiten...würde beim Sand auch Spielsand aus dem Baumarkt den Zweck erfüllen?

    Gruß
    Tim

  • #4

    Mareike (Donnerstag, 02 April 2020 18:08)

    Hallo Tim,
    Sand aus dem Baumarkt geht notfalls auch, das ist aber sehr reiner Sand, d. h. er ist stark gereinigt und sortiert. Er müsste deshalb wieder aufbereitet werden mit etwas unkrautfreier Komposterde und eventuell ein klein wenig Bentonit.
    LG

  • #5

    Fjonka (Freitag, 10 April 2020 10:42)

    Ist es nicht so, daß man darauf achten sollte, ungereinigten Sand/Kies zu bekommen, damit die Körnerform nicht rund ist (solcher Sand ist dann zB ungeeignet für Wildbienen, die ihre Niströhren graben wollen, weil die Körner nicht aneinander haften)?
    Und schön sind im Naturgarten natürlich regionale Materialien, wo möglich - deshalb ist das ortsnahe Kieswerk ein besserer Lieferant als der Baumarkt, der oft Sand/ Kies "von irgendwo" auf Lager hat. :-)

  • #6

    Mareike (Freitag, 10 April 2020 12:02)

    Hallo Fjonka,
    ganz genau! Ich denke, dass viele Leute in ihrem Garten geeigneten Sandboden unter ihrem Mutterboden haben, ohne es zu wissen. Den braucht man beim tiefen Umgraben nur hochzuholen. Regionaler geht nicht und der Transport fällt auch weg. Deswegen habe ich die Methode in diesem Artikel genauer beschrieben:
    https://www.naturgarten-anlegen.de/2020/03/03/wildblumenwiese-2020-1-schritt-spatenstich/

    Aber manche haben auch einen lehmigen oder anderen schlechter geeigneten Untergrund und kein Kieswerk in der Nähe. Dann tut es notfalls der Baumarkt-Sand, aber nur wenn er aufbereitet wird. Kompost und Bentonit/Lehm/Ton geben dann wieder Struktur.

  • #7

    Sonja (Dienstag, 14 April 2020 09:43)

    Hallo, ich möchte mir ebenfalls eine kleine Blumenwiese anlegen. Im Kieswerk nachgefragt, haben die dort leider keine Ahnung und wollen mir Mutterboden schicken. Das macht ja aber keinen Sinn oder? Das Einzige, was mir sonst anbieten können, wäre "Füllsand"...wäre das richtig?
    Gruß
    Sonja

  • #8

    Mareike (Dienstag, 14 April 2020 10:27)

    Hallo Sonja,
    Mutterboden ist tatsächlich nicht geeignet, weil er voll mit Pflanzensamen ist, die die Anlage einer Blumenwiese erschweren.
    Füllsand gibt es im Kieswerk wahrscheinlich in verschiedenen Kategorien, von denen nicht jede gleich gut geeignet ist. Am besten ist, wenn er noch bindende Anteile enthält, er also ungewaschen ist. Trotzdem sollte er relativ feinkörnig und möglichst steinfrei sein. Mit diesen Angaben müssten sie dort eigentlich etwas anfangen können.

    Sonst kannst du natürlich noch schauen, ob du in deinem Garten unter der Mutterboden-Schicht geeigneten sandigen Unterboden hast. Wenn deine Blumenwiese nur ein paar Quadratmeter groß ist, lässt sich der Austausch von Mutter- und Unterboden noch mit einem Spaten bewerkstelligen, ohne dass man alten Boden entsorgen und neuen kaufen muss. (Hier beschrieben:
    https://www.naturgarten-anlegen.de/2020/03/03/wildblumenwiese-2020-1-schritt-spatenstich/

    Viel Erfolg :)

  • #9

    Sascha (Montag, 01 Juni 2020 17:53)

    Hallo,
    in meinem sonnigen Naturgarten habe ich viele Wildblumen. Seit seit zwei Jahren beobachte ich ein starkes Längenwachstum der Blumen. Margeriten, Witwenblumen, Karthäusernelken, Johanniskraut etc. werden 70cm und mehr hoch und sehen dünn aus. Ist das normal?
    Mit freundlichen Grüßen

  • #10

    Mareike (Montag, 01 Juni 2020 22:01)

    Hallo Sascha,
    eine sehr gute Frage. Dasselbe beobachte ich auch bei ein paar Karthäusernelken in unserem neuen Garten. Hier wachsen sie an einer Stelle, wo bis vor Kurzem ein Nadelbaum stand. Der Standort ist relativ sandig, sauer und überwiegend sonnig (Südhang).
    In unserem Ferienhaus-Gärtchen dagegen ist der Standort extrem sandig, nährstoffarm, sonnig und trocken. Dort sehen die Karthäusernelken aber ganz normal aus. Hmmm...
    Solch ein verstärktes Längenwachstum kommt ja eher bei Lichtmangel vor...
    Aber vielleicht liegt es hier an einem Ungleichgewicht in der Nährstoffversorgung, also von dem einen ist zuviel da, von dem anderen zu wenig? Vielleicht ist es der pH-Wert oder es wurde falsch gegossen? Würde mich wirklich auch mal interessieren, woran das liegt.
    LG Mareike

  • #11

    Finja (Dienstag, 11 August 2020 12:16)

    Hallo, habe in diesem Jahr eine kleine Blumenwiese angelegt und diese nun zum ersten Mal gemäht. Da durch das sonnige Wetter nun alles sehr trocken ist, sollte man die Wiese wässern oder einfach so belassen?
    Gruß
    Finja

  • #12

    Mareike (Dienstag, 11 August 2020 14:26)

    Hallo Finja,
    auf jeden Fall bewässern bei dieser Hitze und Trockenheit! Die jungen Pflanzen sind noch recht klein und haben dementsprechend auch noch kein ausreichend tiefes Wurzelwerk, um längere Trockenzeiten zu überstehen. Am besten einen Tag gründlich wässern und dann mehrere Tage abwarten und nicht gießen. So folgen die Wurzeln dem nach unten versickernden Wasser. Gießt man jeden Tag nur ein bisschen, bleibt das Wasser in der oberen Bodenschicht und die Wurzeln haben keinen Anreiz, tiefer zu wachsen und die Pflanze robuster gegen Trockenheit zu machen.
    LG Mareike

  • #13

    Susanne (Samstag, 15 August 2020 21:53)

    Wenn ich meine Insektenwiese mit der Sense mähe, alles ein-zwei Tage zum Aussaamen liegen lasse und dann abräume, dann entferne ich doch damit auch alle Eiablagen von Insekten an den Stängeln. Das kann doch auch nicht sinnvoll sein? Zudem spinnen derzeit alle möglichen Spinnen (v.a. auch Kreuz- und Tigerspinnen) ihre Netze, auch die zerstöre ich dann doch. Und - es überwintern doch viele Tiere in den Hohlräumen der Stängel. Auch das ginge ja nicht, wenn ich gemäht habe. Muss ein Mähen tatsächlich sein?

  • #14

    Mareike (Sonntag, 16 August 2020)

    Hallo Susanne,
    das Mähen muss sein, um den Lebensraum Blumenwiese zu erhalten. Verzichtet man vollständig auf die Mahd, verliert die Blumenwiese sehr schnell ihre Artenvielfalt und verbuscht nach einigen Jahren. Es hört sich zwar komisch an, aber im Augenblick des Mähens selbst verursacht man zwar ein kleines Fiasko unter den Bewohnern, durch den dadurch erreichten dauerhaften Erhalt ihres Lebensraumes profitieren die Arten am Ende aber davon.
    Man kann aber auch einiges tun, um die Verluste stark zu minimieren. Am wichtigsten ist es, einen wirklich nährstoffarmen Boden zu haben. Auf diesem muss nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden. Auf einem nährstoffreichen Boden hingegen öfter.
    Außerdem sollte man nicht zu tief mähen und möglichst nur jeweils einen Teil der Fläche und den anderen Teil ein bis zwei Wochen später. Wenn man zudem im Frühsommer einmal mäht, kann man sich im Hoch-/Spätsommer über eine zweite Wiesenblüte freuen und diese über den Winter stehen lassen. In den Stengeln können dann zahlreiche Insekten und Spinnen überwintern.
    LG Mareike

  • #15

    Georg (Montag, 31 August 2020 15:29)

    Vielen Dank für den Artikel! Er hat mich wieder daran erinnert, dass auch ich etwas mit meiner Wiese machen muss. Aber auch ich habe da sehr differenzierte Ansichten. Was mich am meisten schmerzt, ist, dass wenn ich die Wiese mähe, weniger ein Fiasko unter den Wiesenbewohnern anrichte, vorallem decke ich den vollen Tisch ab und entferne den Tieren vor der Nase ihre Nahrungsquellen. Hätten die Tiere Ausweichquatiere, wie in Gegenden, wo naturschonende Wiesenbewirtschaftung statt findet (statt fand?), ginge es ja noch, aber wenn ich über meinen Gartenzaun blicke, sehe ich da nur gartenzwergmäßige grüne Kulturwüsten 14-tägig auf Gefolgsamkeit getrimmt. Würde ich mich entschließen, wieder die Sense anzusetzen, dann nur 1x im Herbst und das in geteilten Bereichen, sodass immer etwas auf der Wiese stehen bleibt.
    Zur Zeit kämpfe ich aber mit einem viel grundsätzlicheren Problem: die Wiese verarmt zusehens: das spräche fürs mähen, nur gibt es kaum noch was zu mähen. Es wächst fast nur noch Wicke, die Ende August verblüht ist und dann entfernt werden kann. Die restliche Wiese ist stark vermoost. Sie ist im Tagesverlauf oft von insgesamt 4 hohen Fichten beschattet, die auch viel Nadeln werfen. Würde es Sinn machen, hier in Sachen "Schnitt" in etwas größeren Dimensionen zu denken? Könnte mehr Sonne und weniger Nadeln der Wiese wieder auf die Sprünge helfen oder ist der Boden "kaputt"? Ich mache auf der restlichen Fläche (verdichteter, errodierter und trockender Boden mit terrasierter Hanglage) viele Hochbeete mit Wildblumenbepflanzung, aber da kommt bei denkbar grossem Aufwand nur wenig Fläche zusammen. Irgendwie muss ich die Wiese (ca 500m2) retten. Es wäre endlos schade um den naturnahe gepflegten Garten - naturnahe aber karg wie im Hochgebirge. Es gibt hier viele hungrige Hummeln und Wildbienen. Für zweckdienliche Hinweise sind ich und die Insekten endlos dankbar :-) !!
    LG Georg

  • #16

    Mareike (Montag, 31 August 2020 19:53)

    Hallo Georg,
    ohne direkt vor Ort zu sein, ist es schwer konkrete Ratschläge zu geben, aber ich versuche mal, ein paar Gedanken zusammenzufassen, die dir vielleicht helfen können.
    Verstehe ich das richtig, das die Wiese zurzeit nicht gemäht wird? Wenn dem so ist, könnte das schon ein Grund für die Artenarmut sein. Zusätzlich zu einem recht sauren Boden (Moos, Fichtennadeln) und der Beschattung.
    Ein saurer Boden unter Fichten ist deutlich schwerer in eine reich blühende Blumenwiese zu verwandeln als ein kalkhaltiger Boden, besonders wenn er schon stark vermoost ist. Damit würde ich vielleicht anfangen. Wenn wieder mehr Sonne auf die Fläche gelangt (was nicht heißt, dass alle Fichten weg müssen, vielleicht reicht ja schon ein "Pflegeschnitt" oder die Entfernung einer einzelnen Fichte), werden die Bedingungen für das Moos schon mal schlechter. Weg geht es so aber nicht, weil der Boden nach wie vor sauer ist. Mit der Ausbringung von Kalk kann man die Bedingungen für das Moos weiter verschlechtern und für die Wiesenblumen verbessern. Nach der Aufkalkung wäre auch ein guter Zeitpunkt, um der Artenvielfalt mit Saatgut ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Aber das Saatgut würde ich nur auf vorher "geöffnete" Stellen ausbringen, nicht auf unbearbeiteten Boden, das bringt meist nicht viel.
    Und zu guter Letzt würde ich natürlich noch mähen. Der Zeitpunkt und die Häufigkeit werden dabei von der Menge des Aufwuchses bestimmt. Dabei hat ein Schnitt während der Vollblüte der Wiese durchaus große Vorteile. Dadurch kommt es ein paar Wochen später zu einer weiteren Blüte, die es sonst nicht gäbe. Die Blütezeit der Wiese wird also verlängert. Aber wie du schon sagst, ist es nicht schön, den Insekten der Umgebung auf einen Schlag ihre gesamte Nahrungsquelle kaputt zu machen. Deswegen würde ich immer gestaffelt mähen, einen Teil früher, den anderen später.
    Ich hoffe, dass dir das schon ein wenig weiter hilft. Ich drück auf jeden Fall die Daumen für dein Projekt Blumenwiese!
    LG Mareike

  • #17

    Georg (Dienstag, 01 September 2020 10:41)

    Hallo Mareike,
    vielen Dank für die Antwort! Ich spiele stark mit dem Gedanken - zwar schweren Herzens, aber doch - 2 der 4 hohen Fichten zu fällen (sie stehen in 2er Gruppen) - allerdings 4 Meter Stamm könnte ich dann stehen und von Efeu überwachsen lassen. So würden sie noch einige Jahre Lebensraum für viele Tiere bieten.
    Die Wiese werde ich jedenfalls so, wie du es beschrieben hast, erneuern. Danke für den Hinweis mit dem Kalken - macht das im Herbst noch Sinn oder ist das was fürs Frühjahr?
    Ich denke jedenfalls, dass eine blühende Wiese in Zeiten des Insektenschwundes eine wichtige Sache ist, auch wenn ich Moos eigentlich liebe und ich grosses Interesse an der Vielfalt und der Komplexiät dieser Lebensform habe. Aber in diesem Fall, muss ich wohl eine Entscheidung treffen.
    Danke für deine Tipps, das war mir eine große Hilfe!

    LG Georg

  • #18

    Mareike (Dienstag, 01 September 2020 19:08)

    Hallo Georg,
    schön dass ich dir helfen konnte!
    Mir geht es da ähnlich wie dir. Ich finde Moose auch schön und normalerweise nehmen sie ja auch nur die extremen Lebensräume in Anspruch, auf denen Blütenpflanzen sowieso nur schlecht gedeihen. Aber für eine Vielzahl an Insekten ist eine artenreiche Blumenwiese einfach wertvoller. Vielleicht kannst du ja in unmittelbarer Nähe der Fichten den Moosen noch ein wenig Lebensraum lassen ;-)
    Für das Kalken ist übrigens das zeitige Frühjahr die beste Jahreszeit.
    LG Mareike

  • #19

    Elke (Sonntag, 07 März 2021 22:41)

    Hallo Mareike! Erstmal vielen Dank für die vielen Tipps!
    Ich bin dabei 20qm in meinem Garten zur magerwiese umzubauen. Ich mache die Grasnarbe weg und dann ....
    Würdest du Schotter oder Basalt 3-5mm oder mineralgemisch empfehlen?
    Der Basalt würde zumindest in der Übergangszeit so psydo Designermässig aussehen .... und dann freuen sich alle, wenn es plötzlich bunt wird.


    Danke, Elke

  • #20

    Mareike (Montag, 08 März 2021 12:06)

    Hallo Elke,
    ich würde eine Körnung mit Nullanteil nehmen. Wenn deine Wiese in Richtung Schotterblumenrasen gehen soll, dann geht bis 0/32 Körnung.
    Als Material eignet sich am besten, was einen lokalen Bezug hat, also in der Nähe abgebaut oder hergestellt wird und somit gut zur umgebenden Natur passt.

    Wichtig bei einem mageren Substrat ist die dünne Schicht Kompost (unkrautfrei), die als Starthilfe für die Blumensamen oben aufgebracht und eingeharkt werden sollte.
    LG Mareike

  • #21

    Tordis (Montag, 31 Mai 2021 18:08)

    Hallo Mareike, herzlichen Dank, dass du diesem wichtigen Thema viel Raum, Arbeit und Zeit gibst. Ich habe endlich mehr Informationen erhalten.
    Ich habe folgendes Anliegen:
    Ich habe auf einem nährstoffreichen Boden mein Eigenheim gebaut. Das Grundstück liegt an einem Hang und ist südausgerichtet. Das bedeutet, ich habe von ca 9 bis 20 Uhr durchweg Sonne. Der steile Hang hat eine Neigung von ca. 22°. Es ist etwas steil, um darauf bequem zu laufen, aber nicht zu steil.
    Wie hält aber an dieser geneigten Fläche eine Blumenwiese? Hast du eine Idee? Es wäre doch prinzipiell möglich eine magere Blumenwiese anzulegen , wenn ich dem Boden Sand beimische, oder?
    Bei diesem Thema bin ich ratlos.
    Viele Grüße und danke schön im Voraus

  • #22

    Mareike (Montag, 31 Mai 2021 21:23)

    Hallo Tordis,
    ja, das ist prinzipiell möglich! Ich würde aber den Boden nicht mit Sand abmagern, das würde bei der Hangneigung sonst zusätzlich für Instabilität und Trockenstress sorgen. Wenn bei der Neigung und Südausrichtung so viele Stunden am Tag die Sonne draufscheint, ist es besser, wenn der Boden fest ist und die Feuchtigkeit länger halten kann.
    Bei der Ansaat ist es hilfreich, vertikale Rillen im Abstand von ein paar Zentimetern zu ziehen, damit das Saatgut bei Regen oder Bewässerung nicht den Hang hinab gespült wird. Die Beregnung sollte deshalb auch sehr vorsichtig geschehen.
    Es gibt wunderschöne Trockenspezialisten, die sich für solch einen Standort eignen, z.B. Thymiane (Sand-Thymian), Nelken (Heide-, Gras- und Karthäusernelken, Berg-Sandglöckchen, Königskerze, Moschusmalve usw.
    Das wird ein wunderschöner Wildblumenhang :)
    Viel Erfolg!
    LG Mareike

  • #23

    Petra Fujiwara (Samstag, 02 Oktober 2021 18:42)

    Hallo Mareike, vielen Dank für diese ausführlichen Informationen! Es hilft mir sehr bei der Planung unserer eigenen Blumenwiese. Diesen Sommer habe ich den Rasen einfach mal wachsen lassen, und viel Freude dran gehabt, ohnehin ist er durchsetzt von vielen Kräutern. Erst später habe ich verstanden, dass man auch mähen MUSS. Habe Mitte September gemäht und viel Moos unten entdeckt. Meine Fragen: 1. Das Moos muss weg, soviel habe ich verstanden. Soll es besser jetzt im Herbst weg, oder erst im Frühjahr? Es läßt sich leicht mit der Hand rausreißen und es bleibt fast offene Erde zurück, die man gleich einsäen könnte. 2. Wann säe ich am besten? Im Herbst, oder Frühjahr abwarten? Danke vorab fürs Feedback und freundliche Grüße aus Düsseldorf, Petra

  • #24

    Mareike (Samstag, 02 Oktober 2021 21:20)

    Hallo Petra,
    beides ist möglich. Das Moos kann noch jetzt im Herbst oder erst im Frühjahr entfernt werden. Ich würde in jedem Fall nach der Moosentfernung den Boden noch gut auflockern und Kalk ausbringen, damit das Moos nicht gleich wiederkommt. Das Saatgut würde ich im Anschluss an diese Berarbeitung ausbringen.
    Viel Erfolg! :)
    LG Mareike

  • #25

    Inga Eimer (Montag, 11 April 2022 11:39)

    Danke für die ausführlichen Informationen. Haben Sie Erfahrung, ob ich die Wiese auch mit einem sogenannten Kantenschneider oder Rasentrimmer (oder eventuell mit einer Heckenschere? :-)) mähen kann? Ich überlege den Vorgarten eines Reihenmittelhauses von Rasen auf Wildblumenwiese umzustellen. Sensen ist schwierig, weil es alte Steinbegrenzungen auch zum Nachbarn gibt, und traue ich mir auch nicht zu.

  • #26

    Mareike (Montag, 11 April 2022 12:26)

    Hallo Inga,
    ich schneide meine Blumenwiesen auch meistens mit einer elektrischen Heckenschere. Das geht wunderbar, weil sie die Blumen nur an einer Stelle kappt und das Schnittgut dann zur Seite ablegt. Mit einem Rasentrimmer hab ich es selbst noch nicht probiert, könnte aber auch klappen.

    LG Mareike

  • #27

    Andreas L. (Montag, 20 Juni 2022 20:58)

    Hallo Mareike,
    erstmal meinen Glückwunsch zu dieser Website, da hast Du Dir richtig viel Arbeit gemacht! Ich bin sehr froh das mich Google hierher geführt hat.
    Ich möchte meine Wiese im Herbst erweitern, bin auch schon seit Wochen recht erfolgreich dabei den Bewuchs auf den Flächen zu bekämpfen. Allerdings sitzt auf einem recht großen Teil Ackerwinde im Boden welche sich natürlich nicht durch ausstechen so einfach entfernen lässt. Ich denke doch mit diesem beeindruckend wiederstandsfähigen Gewächs im Boden macht es keinen Sinn eine Wiese einzusäen?
    Du hast ja ein paar Beispiele für Saatmischungen vorgestellt, Rieger-Hofmann bezeichnest Du ganz nebenbei als "Profisegment", also warum nicht gleich direkt dort bestellen? Dort bin ich allerdings ein klein wenig mit der Auswahl an Mischungen überfordert. "01 Blumenwiese" scheint wohl am sinnvollsten, aber dort ist für meine Region nicht der große Klappertof enthalten, nur der kleine Klappertopf. Reicht dieser um die Gräser "im Zaum" zu halten? Ich wundere mich das in den anderen dort auch ganz anderen Arten mit enthalten sind, sollte ich vielleicht mehrere Mischungen nehmen?
    Sorry für meine vielen Fragen, aber die alles umtreibt mich schon seit einigen Wochen! Ich habe vor 2 Jahren schon einen Teil Wiese eingesät und dabei ein paar Fehler gemacht, diesmal möchte ich Fehler vermeiden!

  • #28

    Mareike (Montag, 20 Juni 2022 22:02)

    Lieber Andreas,
    vielen Dank für deine netten Worte!
    Die Ackerwinde wächst auch in einer meiner Blumenwiesen. Außerdem die invasive Goldrute und recht viel Schachtelhalm. Ich sehe den Schachtelhalm und die Ackerwinde bei mir als Bestandteil des Ökosystems. Sie sind halt gut an den Standort angepasst und los werde ich sie mit vertretbarem Aufwand eh nicht. Gerade die Ackerwinde bereichert die Blumenwiese eher mit ihren Blüten und wird intensiv von Insekten besucht. Einen größeren Schaden scheint sie nicht anzurichten. Das machen eher die Nacktschnecken. Aber es hört sich so an, als wenn du auf deinem Boden mit der Ackerwinde andere Erfahrungen gemacht hast. Wird sie auf der bereits existierenden Wiese zum Problem?
    Für mich wäre sie aber in keinem Fall ein Hinderungsgrund.

    Ja, Rieger-Hofmann ist das Profi-Saatgut und die Spitzenklasse. Früher gab es das nur im Großgebinde (teuer!) und war deshalb für die kleine Blumenwiese im Garten etwas überdimensioniert. Heute ist das aber kein Thema mehr und du kannst problemlos kleinere Mengen kaufen und verwenden.

    Den Großen Klappertopf kannst du dir auch einzeln kaufen und zusätzlich einsäen.
    Ansonsten kannst du auf jeden Fall verschiedene Saatgut-Mischungen von Rieger-Hofmann verwenden und zusammen ausbringen. Dadurch deckst du ein noch größeres Artenspektrum ab. Es werden sich dann mit Sicherheit genügend Wiesenblumen finden, die an deinen Standort angepasst sind und gut gedeihen.

    Ich hoffe, das hilft dir weiter ;-)

    LG Mareike

  • #29

    Andreas L. (Dienstag, 21 Juni 2022 09:53)

    Hallo Mareike,
    Danke für Deine schnelle Antwort.
    Nein, auf der vorhandenen Wiese ist die Ackerwinde nicht enthalten, aber wird die sich nicht noch weiter verbreiten wenn ich die einfach wachsen lassen? Mein Vater hat die jahrzehntelang ausgestochen, ich habe aber den Eindruck die hat sich nur noch weiter verbreitet, darum habe ich davor großen Respekt! Von Rieger-Hofmann wird Ackerwinde zur Bekämpfung empfohlen, genauso wie Löwenzahn und Hühnerhirse welche ich inzwischen mit großem mechanischen Aufwand in den Griff bekommen habe.

    LG Andreas

  • #30

    Mareike (Dienstag, 21 Juni 2022 10:30)

    Hallo Andreas,
    die Ackerwinde hat die Fähigkeit, aus Wurzelstücken wieder auszutreiben. Wenn man sie aussticht, verbleiben viele verletzte Wurzelstücke im Boden, aus denen sich schließlich viele neue Pflanzen entwickeln. Deshalb fördern alle Methode, bei denen die Wurzeln verletzt und nicht vollständig entfernt werden, die Ausbreitung noch.
    Besser funktioniert es, sie auf Bodenhöhe abzuschneiden, am besten immer vor der Blüte. Das schwächt die Pflanze und verhindert die Verbreitung durch Samen. Wenn du das häufig wiederholst, wird sie nach einer Weile im Bestand zurückgehen.
    Wegen ihrer Fähigkeit, sich aus Wurzelstücken zu regenerieren, ist sie vor allem auf Flächen mit Bodenbearbeitung ein Problem (Äcker, Beete). Weniger auf Wiesen, die mehrmals im Jahr gemäht werden.
    LG Mareike

  • #31

    Andreas l. (Dienstag, 21 Juni 2022 20:39)

    Hallo Mareike,
    mein Vater hat die Fläche regelmässig umgegraben und damit vermutlich die Ackerwinde weiter verbreitet.
    Bis auf die Ackerwinde ist die Fläche nun relativ unkrautfrei, aber spätestens zur Einsaat der Wildblumen muss ich ja alles auflockern und würde die Ackerwinde damit abermals weiter vermehren, oder?

  • #32

    Mareike (Dienstag, 21 Juni 2022 21:02)

    Hallo Andreas,
    ja das stimmt. Wenn du den Boden vor der Einsaat bearbeitest, wird die Ackerwinde noch einmal gefördert. Danach ist dann aber Schluss, denn der Boden der Blumenwiese wird jahrelang nicht mehr angerührt. Die Konkurrenz durch die Wiesenblumen und das Gras wird die Ackerwinde mit der Zeit zurückdrängen.
    Um das zu unterstützen und zu beschleunigen (wichtig im 1. und 2. Jahr der Anlage!), kannst du die Winden regelmäßig bodengleich abschneiden. Das sollte sie in Schach halten.
    LG Mareike

  • #33

    Andreas L. (Donnerstag, 07 Juli 2022 21:59)

    Hallo Mareike,
    ich möchte hier mal etwas detallierter erklären wie es bei mir aussieht:
    über ein paar Jahre hatte sich Klatschmohn im meinem Garten ausgebreitet. Im Herbst 2020 habe ich 3 Mischungen von Rieger-Hofmann auf einem Teil der Fläche eingesät, in der Annahme das es sinnvoll ist habe ich "Beete" dafür angelegt um besser dazwischen gehen zu können und das rauszuziehen zu können was dort nicht wachsen soll. Kurz nach der Einsaat ist der vorhandene Klatschmohn aufgelaufen und hat den anderen Pflanzen fast alles Licht genommen, es konnte kaum noch etwas anderes auflaufen. Der Mohn war so flach das ich ihn kaum fassen konnte, ein entfernen war leider nicht möglich. 2021, nach der Blüte habe ich den Klatschmohn entfernt um ein erneutes aussamen zu vermeiden, damit war ich sehr erfolgreich! Zu meinem erstaunen sind dann noch einige Arten der eigentlichen Wiese aufgelaufen. Insgesamt habe ich nun leider nur ca. 40% des Artenreichtums der es hätte eigentlich sein sollen. Da der Bestand doch recht lückig ist habe ich mich dazu entschlossen die Wiese nicht zu mähen, ich hoffe dies war kein Fehler? Allerdings war die Leucanthemum ircutianum/vulgare relativ dominant, diese habe ich vor der Samenreife abgerissen, teils rausgerissen, es sind genug davon da. Die wilde Möhre werde ich die nächsten Tage grossteils abschneiden, auch die wird sonst doch eher ein wenig zu dominant habe ich den Eindruck. Nun möchte ich auf 2 weiteren Flächen Wiese einsäen, in der vorhandenen Wiese plane ich auch in die "Wege" zwischen den "Beeten" Saatgut einzubringen um hier mehr Artenvilefalt reinzubringen.
    Die Leucanthemum treibt teilweise neue Blüten, diese wird sich also vermutlich doch weiter aussamen, ausserdem ist diese Art eine Staude, nun befürchte ich das diese Art so oder langfristig etwas überhand nimmt. Deshalb täte ich am liebsten Mischungen auswählen welche keine Leucanthemum enthalten, aber diese ist leider immer enthalten! natürlich könnte ich auch meine eigene Mischung zusammenstellen, aber das scheint doch recht aufwendig und teurer würde dies vermutlich auch werden.
    Sind meine Bedenken zur Leucanthemum vielleicht doch etwas übertrieben?
    In der Hoffnung das ich Dich mit alldem nicht überfordere bitte ich Dich hiermit um Deine Meinung zu meinem ganzen Vorhaben.

  • #34

    Mareike (Freitag, 08 Juli 2022 11:15)

    Hallo Andreas,
    die Entwicklung deiner Blumenwiesen hört sich zunächst ganz normal an. Im ersten Jahr sieht man, sofern beigemischt, nur Mohn, Kornblume und andere Einjährige (diese kommen in den Folgejahren nur in geringer Zahl wieder und irgendwann gar nicht mehr).
    Das zweite Jahr ist geprägt von Margeriten, Wilder Möhre, Königskerzen, Nachtkerzen und anderen Zweijährigen. Das ist der übliche Ablauf.
    In den darauf folgenden Jahren wird es spannend, weil sich die Blumenwiese komplett verändert. Die Ein- und Zweijährigen wachsen in deutlich geringerer Zahl, dafür breiten sich die Stauden aus.
    Außer die Margeriten, die meistens ebenfalls zurückgehen, besonders auf recht mageren Flächen.
    Es ist auch ganz normal, dass weit weniger Blumenarten auf der Wiese wachsen, als du ausgesät hat. Du wirst immer nur die Blumenwiesenarten finden, die zum Standort passen.

    Aber! Du hast absolut Recht: Ein zu dichter Bestand aus Mohn und Margeriten unterdrückt die Entwicklung der anderen Blumen, weswegen ich auf kleinen Flächen das Ausdünnen empfehle. Auf größeren ist das aber schwer oder gar nicht umsetzbar.

    Für die Flächen, die du neu anlegen möchtest, kannst du trotzdem etwas Neues ausprobieren. Zum Beispiel könntest du die Wege mit Einzelsaatgut einsäen.

    Für die neuen Wiesen kannst du dir tatsächlich Saatgut selbst zusammenstellen. Nicht mit wahnsinnig vielen Arten, sondern mit denen, die du unbedingt haben möchtest. Ohne Ein- und Zweijährige, ohne Margeriten.

    Du kannst auch das Saatgut von Rieger-Hofmann mit Einzelsaatgut strecken, so dass du prozentual weniger Mohn und Margeriten drin hast.

    Und dann abwarten und schauen, was sich wie entwickelt und was dir vom Ergebnis her besser gefällt.

    LG Mareike

    PS: Mähen ist auf einer Blumenwiese immer nötig. Aber auf sehr lückigen, mageren Beständen reicht 1x im Jahr.

  • #35

    Andreas L. (Samstag, 09 Juli 2022 21:20)

    Hallo Mareike,
    welche Arten mir wichtig sind kann ich gar nicht so genau sagen, ich möchte einfach eine grösstmögliche Artenvielfalt erschaffen.
    Ich habe mir bei Rieger-Hofmann die "Nr. 1 Blumenwiese" ausgesucht (mit Leucanthemum) und täte dazu einzeln die Arten bestellen welche in der "Nr. 8 Schmetterlings- und Wildbienensaum" zusätzlich enthalten sind, damit komme ich auf insgesamt 67 Arten + Gräser!!!
    Ich bin allgemein wenig ehrgeizig, aber hier übertreffe ich mich vielleicht doch selbst!

  • #36

    Mareike (Sonntag, 10 Juli 2022 12:06)

    Hallo Andreas,
    dein Ehrgeiz in Sachen Blumenwiese ist bewundernswert! Ich kann das sehr gut nachvollziehen ;-)
    Dein Plan mit der Zusammenstellung des Saatguts, um eine noch artenreichere Wiese zu erhalten, hört sich auch gut an.
    Mein Tipp wäre, das Saatgut keinesfalls in einer höheren Saatstärke auszubringen, als von Rieger-Hofmann angegeben. Eben damit die schneller wachsenden Arten nicht wieder die langsamer wachsenden unterdrücken.
    LG Mareike

  • #37

    Susanne (Freitag, 13 Januar 2023 10:54)

    Hallo Mareike,

    leider habe ich es im letzten Jahr nicht übers Herz gebracht meine 3x3m Wiese zu mähen. Erst war alles vertrocknet und als es dann im Herbst geregnet hatte, hat alles angefangen zu blühen und ich habe es einfach stehen lassen. Es ist ein lehmiger Boden, der jedoch umgebaggert wurde und auf dem letztes Jahr vor allem Färberkamille und Natternkopf gewachsen sind.
    Ich bin jetzt ein bisschen ratlos, wann ich am besten mähen soll. Im Frühjahr um den Schnitt nachzuholen oder erst im Mai/Juni und dann nochmal im September?
    LG Susanne

  • #38

    Mareike (Freitag, 13 Januar 2023 18:12)

    Hallo Susanne,
    beide Möglichkeiten gehen. Wenn es dir eher um die Entwicklung der Blumenwiese geht, ist der Schnitt im Frühling empfehlenswert. Dann haben die jungen Pflanzen Licht und Luft und werden nicht durch totes Material behindert.
    Wenn es dir auch um Insekten geht, dann würden diese von einem späteren 1. Schnitt profitieren, also im Juni. Dann überleben mehr Eier, Larven und überwinternde Insekten in und an den alten Pflanzen.
    Wenn du unsicher bist und noch am ausprobieren, welches Pflegekonzept auf deinem Lehmboden am besten funktioniert, kannst du natürlich auch gestaffelt mähen. Einen Teil der Wiese im April, den anderen im Juni und schauen, was sich für deinen Standort am besten eignet.
    LG Mareike
    LG Mareike

  • #39

    Susanne (Sonntag, 15 Januar 2023 20:20)

    Hallo Mareike,

    vielen lieben Dank für deine Antwort. Dann werde ich meine Miniwiese wohl gestaffelt mähen. Bin schon gespannt, wie sich das auswirken wird.
    LG Susanne

  • #40

    Ralph (Donnerstag, 09 März 2023 16:41)

    Liebe Blumenwiesenanleger:innen
    Im Herbst mähen beseitigt die Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten. Auf meiner Wiese (Lehmboden, abgemagert, Südhang, Niederbayern) lasse ich den Winter über deshalb alles stehen, ansonsten bekämen auch die aggressiven Gräser zu viel Licht. Im zeitigen Frühjahr mähe ich dann mit dem Balkenmäher an einem möglichst frostigen Tag. An warmen Tagen geraten Blindschleichen in das Mähwerk. Die Wiese ist mittlerweile Zufluchtsort für Insekten und Reptilien. Sie liegt zwischen Maisäckern und einem Wald, ist eingezäunt und vor jagenden Katzen so gut wie möglich gesichert. Eine Blumenwiese wie im Bilderbuch ist meines Erachtens langfristig nicht mehr möglich. Die hatte ich zwar vor fünf Jahren als solche angelegt mit teurem Spezial-Saatgut für die Region, aber die Artenzusammensetzung hat sich dann doch ziemlich verändert. Wichtig ist mir das insekten- und reptilienfreundliche Mähen samt Rückhaltung von Oberflächenabflüssen in kleinen Teichen und Gräben zum Schutz der Unterlieger. Der Eintrag atmosphärischer Stickstoff-Verbindungen hat stark zugenommen, und die Sturzflut vom anstromigen Maisacker hat 2021 eine erhebliche Nährstoff-Fracht u.a. auch auf den mühsam abgemagerten Wiesenböden verteilt. Es bleibt also nach wie vor spannend, im Klimawandel mit Sturzfluten und Dürren den Versuch über eine Blumenwiese mit großer Artenvielfalt inmitten einer profitorientierten Agrarwirtschaft durchzuhalten.

  • #41

    Mareike (Freitag, 10 März 2023 09:21)

    Hallo Ralph,
    da hast du absolut Recht. Mähen im Herbst beseitigt einen Teil der Überwinterungsmöglichkeiten, Eigelege und verpuppten Insekten. Das ist aber bei einer Mahd im zeitigen Frühling nicht anders. Gerade bei Frost haben sich die Insekten zurückgezogen - in Stängel und unter Blätter. Dort verharren sie bewegungslos und können vor den Mähwerkzeugen nicht fliehen. Die Eier und Puppen sind größtenteils auch noch nicht geschlüpft. Der Schaden für die Insekten verschiebt sich nur vom Herbst auf das Frühjahr.
    Das ist bei der Mahd immer das Problem. Ganz ohne Verluste für die Insekten geht es nicht. Ohne Mähen würde der Lebensraum Blumenwiese aber verloren gehen. Das wäre für die Insektenwelt der größere Schaden.
    Ich empfehle deshalb immer, gestaffelt zu mähen. Einen Teil jetzt, den anderen zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich der erste Teil schon wieder erholt hat. Und das Mähgut nicht zu entsorgen, sondern über den Winter neben der Fläche zu lagern, damit es den Insekten weiterhin als Schutz zur Verfügung steht.
    LG Mareike

  • #42

    Ralph (Freitag, 10 März 2023 17:37)

    Hallo Mareike,
    richtig, das mache ich seit 2017. Heute früh habe ich bei leichtem Frost mit dem Balkenmäher die hohe Winterwiese gekürzt und mit den Heurechen Haufen angelegt. Da ist der Schaden nicht so groß für die Insektenwelt. Jetzt kommt die Frühjahrssonne wieder bis zum Boden. Erstaunlich war für mich, dass das teure Spezial-Saatgut für die Region letztendlich nur anfangs in den ersten zwei Jahren diese wunderbare Blumenpracht erzeugt hat, nach 5 Jahren dann aber nicht mehr. Das Abmagern mit Abtragen von ca. 50 % Humus war ganz schön viel Arbeit vor der Aussaat auf 0,5 ha Grünland. Ich vermute, dass die Stickstoffeinträge aus der Luft die Artenzusammensetzung mittlerweile nachhaltig verändern, Beispiel ist der Rückgang der Preiselbeere, die extrem nährstoffarme Standorte beansprucht. Sandböden sind heutzutage also nicht mehr automatisch mager. Als Geoökologe beobachte ich zudem in diversen Projekten einen kontinuierlichen Anstieg der Nitratgehalte im Grundwasser unter Waldgebieten über die Jahre hinweg. Vermutlich gibt es bald keine Magerstandorte mehr. Der Dünger kommt mittlerweile ziemlich konstant aus der Luft, wenn es denn regnet.
    LG Ralph

  • #43

    Mareike (Freitag, 10 März 2023 23:28)

    Hallo Ralph,
    das ist interessant! Hast du zufällig Zahlen, also wie hoch der N-Eintrag über die Luft im Mittel ist. Das würde mich interessieren, mit wieviel man da rechnen muss. Ich schätze, dass sich die Abmagerung von Blumenwiesen dadurch deutlich schwieriger gestaltet.
    Allerdings gibt es auch Standorte, da ist der N-Eintrag aus der Luft der einzige Dünger. So ist es bei unserem Garten in Brandenburg, der auf purem Sand liegt. Hier fehlt es an jedem Nährstoff. Und gleichzeitig regnet es so wenig, dass ein ordentlicher Abbau von organischer Substanz gar nicht erst stattfindet. Vorher weht der Wind die Biomasse weg. Aber meine Blumenwiese dort war nach 5 Jahren erst richtig schön.
    Es ist grundsätzlich normal, dass die Artenvielfalt unter den Blumenarten ein paar Jahre nach der Anlage deutlich abnimmt. Aus meiner Sicht sind die konkurrenzstarken Gräser einfach zu verbreitet. Sie nutzen jeden Düngerüberschuss gnadenlos aus.
    Im Moment experimentiere ich (aus gegebenen Anlass) mit Dürreschäden. Aber die Beobachtungen sind widersprüchlich. Auf der einen Blumenwiese scheint ein komplettes Vertrocknen die Artenvielfalt unter den Blumen zu erhöhen, auf der anderen machen sich Gräser breit, die auf trockene Standorte spezialisiert sind. Es ist also kompliziert.
    Und den Insekten bekommt die Trockenheit auch nicht so gut...
    LG Mareike

  • #44

    Ralph (Samstag, 11 März 2023 18:10)

    Hallo Mareike,
    ja, habe ich, hier ein link, und richtig - wir bekommen keine Magerstandorte mehr hin. Selbst der Klappertopf scheint nicht mehr zu helfen.
    file:///C:/Users/E642/Downloads/Stickstoffdeposition2019.pdf
    ...eine Arbeit aus der Schweiz... es geht um die sogenannten 'Critical Loads' für N-Stickstoff, abgekürzt CLN...
    Nachzulesen auch beim LFU Bayern:
    https://www.lfu.bayern.de/luft/schadstoffe_luft/eutrophierung_versauerung/critical_loads/index.htm
    LG Ralph

  • #45

    Ralph (Sonntag, 12 März 2023 09:06)

    hier noch ein link zu N-Depositionskarte des UBA (Modellergebnisse):
    https://gis.uba.de/website/depo1/de/index.html
    ....wobei die Schweiz langjährig ca. doppelt so hohe Werte gemessen hat wie das UBA modelliert. Ich würde die UBA Werte also eher mit dem Faktor 2 multipizieren. Besonders die Trockendeposition und der Eintarg über Nebel und Tau sind recht schwer zu messen. LG Ralph

  • #46

    Mareike (Sonntag, 12 März 2023 10:44)

    Hallo Ralph,
    vielen Dank für die Links! Die werde ich mir in Ruhe ansehen. Das erklärt die Schwierigkeiten mit Gräsern auf vielen Standorten.
    Meine Erfahrung ist, dass der Boden extrem mager sein sollte, also in erster Linie wenig Stickstoff enthält. Auf eine Bewässerung sollte auch verzichtet werden. Eine Mahd ist extrem wichtig. In den ersten Jahren fördert es den Artenreichtum eher, wenn es auf der Blumenwiese auch gestörte Stellen gibt, wo der vorhandene Bewuchs bzw. die Grasnarbe geschädigt wird. Da bekommen Blumensamen die Chance auszukeimen.
    Wenn sich eine stabile, artenreiche Blumengesellschaft eingestellt hat, reicht eine Mähnutzung aus.

    Die Blumenwiese, die ich hier beschrieben habe, ist ein Beispiel für einen echten Magerstandort mit hoher Blumendichte und wenig Gras:
    https://www.naturgarten-anlegen.de/2022/07/29/das-schönheits-geheimnis-einer-wilden-blumenwiese-die-auf-magerem-sandboden-wächst/

    LG Mareike

  • #47

    Ralph (Montag, 13 März 2023 08:59)

    Hallo Mareike,
    ja, das sind wohl gute Möglichkeiten etwas abzumagern und neue Brachflächen zu schaffen. Allerdings sind bei einer N-Deposition größer 8 kg ha-1 a-1 keine Magerwiesen mehr möglich. Bei Mooren liegt der Grenzwert sogar bei 5 kg ha-1 a-1. In der BRD, auch im sandigen Brandenburg, haben wir flächendeckend bereits mehr als 12 kg ha-1 a-1. Die Pflanzengesellschaften werden sich also eher in Richtung nährstoffreiche Wiesen entwickeln. Was natürlich nicht heißt, dass es keine blühenden Wiesen mehr geben kann. Das Abmagern ist halt so eine Sache, was übrigens dem Zeitgeist - hoher Fleischkonsum wenig Bewegung - recht gut entspricht. Die NOx aus den Verbrennungsprozessen sind etwas zurückgegangen (bessere Verbrenner) während die NHx Komponenten stark gestiegen sind (Landwirtschaft, Gülleentsorgung). Zu allem Überfluss gehört natürlich auch eine kleine Ferkelaufzucht 100 m nordwestlich meiner Wiesenexperimente mit den entsprechenden Ammoniak-Emissionen, ganz zu schweigen von den nährstoffreichen Ausspülungen aus dem Maisacker auf die „Magerwiese“ bei Sturzfluten. Im Umfeld von landwirtschaftlich genutzten Flächen kann die N-Deposition aus der Luft über 40 kg ha-1 a-1 liegen, siehe Langzeitstudie aus der Schweiz. Eine Zunahme der N-Deposition mit der Höhe ist nicht gegeben, denn dann müssten hoch gelegene Naturschutzgebiete geringer Wert zeigen, was in der Schweiz aber nicht der Fall ist. Signifikant sind die hohen N-Depositionen in vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Regionen. Um Deine Frage zu den von Dir beobachteten deutlichen Unterschieden im Aufwuchs auf fast denselben sandigen Bodentypen zu beantworten, wäre also zunächst das Umfeld des jeweiligen Standortes besonders in Sachen landwirtschaftlicher Nutzung (Dünger) zu betrachten.
    LG Ralph

  • #48

    Ralph (Montag, 13 März 2023 12:05)

    Liebe Blumenwiesenanleger:innen
    hier noch ein link samt Textauszug zum Rückgang der Artenvielfalt aufgrund der weiträumigen Überschreitung der Critical Load Stickstoff. Das Anlegen einer Magerwiese ist wohl nicht mehr möglich und es macht wohl keinen Sinn mehr, teures Saatgut für Magerwiesen zu kaufen und mühevoll einzuarbeiten, was natürlich nicht bedeutet, dass es keine blühenden Wiesen mehr gibt, die mit entsprechender Bewirtschaftung, wie sie Mareike völlig richtig und sehr erfahren in der Sache empfiehlt, Insekten anlocken. Wir verlieren aber voraussichtlich ca. 50 % der Arten auf den Wiesen in diesem Jahrhundert.

    file:///C:/Users/E642/Downloads/43273-Vegetationsver%C3%A4nderungen_im_Zusammenhang_mit_atmosph%C3%A4rischen_Stickstoffeintr%C3%A4gen.pdf
    Zitat: „Mehr als die Hälfte der Pflanzenarten Deutschlands ist nur bei N-Mangel konkurrenzfähig. Etwa 3/4 der als gefährdet geltenden Arten besiedeln vorzugsweise nährstoff-, namentlich stickstoffarme Standorte (ELLENBERG 1990). Man befürchtet, dass der Druck auf die Vielzahl an Arten, die durch Düngung und Bewirtschaftungsänderung ohnehin bereits gefährdet sind, durch Luftverunreinigungen noch verstärkt wird …. Ausschlaggebend sind die Verbesserungen des
    Nährstoffangebotes armer Standorte durch die Deposition von Stickstoff oder anderen
    pflanzenverfügbaren Nährstoffen und die Absenkung des pH-Wertes auf ungepufferten
    Böden. In beiden Fällen rechnet man mit "tiefgreifenden Änderungen der Vegetation, die
    auf eine Verarmung der Flora bzw. Nivellierung der Vegetation herauslaufen" (KOWARIK
    und SUKOPP 1984).
    Als Folge für die Vegetationszusammensetzung stellte ELLENBERG jun. (1985) folgende
    Hypothese auf: "Schlüsselfaktor ist die Versorgung des Standortes mit Stickstoff. Bei
    mäßigen und mittleren N-Zeigerwerten, das heißt bei ausreichender Stickstoffversorgung,
    sind die "Hungerkünstler" unter den Pflanzen nicht mehr konkurrenzfähig." ... "Pflanzen
    mit guter Stickstoff-Versorgung wachsen rascher, höher, entwickeln mehr Blattfläche,
    sprießen früher und bleiben im Herbst länger grün. Sie sind für z.B. Dürre, Windbruch,
    Parasitierung und Spät-bzw. Frühfröste anfälliger. Sie sind auch für Pflanzenfresser
    leichter verdaulich. Unter ihrem Blätterdach entwickelt sich im Vergleich zu schlechter
    versorgten Standorten ein Kleinklima mit zumindest tagsüber kühleren und feuchteren
    Bedingungen im Tagesgang. Außerdem herrschen unter ihrem Blätterdach – auch wenn es
    weniger als kniehoch über der Bodenvegetation steht – wesentlich schattigere Verhält-
    nisse" (ELLENBERG 1986).“ Zitatende

    und Zitat aus:
    https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sondergutachten/2012_2016/2015_01_SG_Stickstoff_HD.pdf?__blob=publicationFile
    „Weil die Luftreinhaltepolitik alleine nicht ausreicht, um die Ziele des Naturschutzes zu
    erreichen, werden darüber hinaus naturschutzfachliche Instrumente und Maßnahmen
    benötigt, um besonders empfindliche Gebiete zu schützen und die Belastung der terrestri-
    schen Ökosysteme durch die verbleibenden Stickstoffemissionen zu mindern.
    Um Belastungen terrestrischer Ökosysteme in Schutzgebieten zu reduzieren, ist ein adä-
    quates Management eine wichtige, lokal wirkende Maßnahme, um durch optimierte system-
    verträgliche Nutzung den Stickstoffgehalt und -eintrag zu vermindern. Um einen guten
    Erhaltungszustand der Gebiete wiederherzustellen oder zu erhalten, müssen Management-
    pläne für die jeweiligen Gebiete aufgestellt werden, wo sie noch fehlen, und die bereits be-
    stehenden Pläne überprüft, präzisiert sowie auf die bestehende Stickstoffproblematik abge-
    stimmt und umgesetzt werden.“ Zitatende

    Das gute Management einer blühenden Wiese hat uns Mareike sehr kompetent beschrieben.
    LG Ralph


  • #49

    Mareike (Montag, 13 März 2023 20:53)

    Hallo Ralph,
    vielen Dank für die umfangreichen Informationen. Es macht natürlich traurig, wie sehr wir Menschen die Natur negativ beeinflussen. Ich denke, in diesem Zusammenhang wird klar, wie wenig ein Garten überhaupt gedüngt werden muss. Eigentlich ist ein Zukauf von Dünger, egal ob Bio- oder Kunstdünger, nicht nötig. Kompostierung der Gartenabfälle reicht völlig aus. (Es ist ja immer noch oft der Fall, dass vor allem Rasenflächen ausgiebig gedüngt werden, um mit einer noch ausgiebigeren Bewässerung den Dünger anschließend wieder auszuwaschen.)
    Aus meiner Sicht macht es gerade deshalb Sinn, gezielt nährstoffarme Flächen im Garten zu schaffen. Blumenwiesen sind dafür ideal. Ein extrem magerer Standort wird schwierig zu realisieren sein, aber Standorte für Wiesen-Flockenblumen und Co., die auch auf mäßig nährstoffreichen Flächen konkurrenzfähig sind, sind trotzdem blütenreich und für unsere Insekten sehr wertvoll. Dabei wird der Schnitt umso wichtiger werden. Nur wenn der Blumenwiese dadurch stetig Nährstoffe entzogen werden, können sich überhaupt günstige Bedingungen für Wiesenblumen einstellen.
    LG Mareike

  • #50

    Ralph (Dienstag, 14 März 2023 09:27)

    Hallo Mareike,
    richtig, in den Gärten werden die letzten Refugien entstehen.
    Auf dem Dorf bekommt man schon mal eine Drohung wie: "Wir kommen und laden bei Dir unsere Gülle ab, Sch....für den dem Sch.... gebührt", per SMS. Hätte ich vielleicht doch nicht das Schild "Mischen possible, Blumenwiese" in die blühende Wiese stecken sollen? Die Anzeige bei der örtlichen Polizei - wegen der Gülledrohung - ging natürlich völlig ins Leere.
    Zwei Jahre später hat dann der Nachbar, ein wohlhabender und einflussreicher Biogas-Unternehmer mit großen Maisfelder, eine kleine Pressekonferenz am Rand meiner Blumenwiese für die einschlägigen Protagonisten der Ökopropaganda gegeben, weil er einen ca. 2 m breiten Grünstreifen zwischen seinem Maisacker und meinem Biotop angelegt hat. Hintergrund fürs Foto: die Blumenwiese. Auf dem fetten Grünstreifen wuchs dann aber die Fuchsrote Borstenhirse - Setaria pumila, deren Samen nun überall rumliegen. Auf dem Land geht’s also hoch her in Sachen Blumenwiese. LG Ralph

  • #51

    Jörg (Donnerstag, 06 April 2023 15:50)

    Hallo Mareike,
    eigentlich wollte ich hier nicht mehr meinen Senf dazu abgeben, aber diese Theorien
    hier sind viel zu kompliziert und auf gar keinen Fall notwendig!
    Wie du weißt, wurde mein Acker über 30 Jahre konventionell genützt, bevor er vor 5 Jahren angelegt wurde als Wildblumenwiese vom Naturschutz.
    Es wurde auf gar keinen Fall der Boden abgemagert, Warum auch, das ist Blödsinn pur, was man einfach braucht ist ein sehr gutes regionales Saatgut, am besten wie bei mir das von Rieger&Hoffmann und das war es auch schon, nur die richtigen Bodenvorbereitung etc. Ist wichtig.
    Es reicht 2 mal zu mähen im Jahr, einmal im März und einmal Ende Juli, du kennst ja meinen Erfolg damit und er gibt mir ja recht, alles andere ist nicht notwendig außer man will das ganze wissenschaftlich verkomplizieren.

  • #52

    Mareike (Donnerstag, 06 April 2023 21:27)

    Hallo Jörg,
    auf Ackerflächen macht man die Einsaat von Wiesenblumen-Saatgut so, wie du beschreibst. Und das ist auch völlig ausreichend. Im Garten ergeben sich dabei aber einige Probleme.

    Zunächst mal muss der Boden, oftmals Rasenflächen, gut vorbereitet werden, was einiges an Aufwand bedeutet, um den Druck durch Konkurrenzpflanzen einzugrenzen. Auf Äckern, die jahrzehntelang mit Herbiziden behandelt und vor der Wiesen-Einsaat noch mal maschinell vorbereitet wurden, hat man in dieser Hinsicht viel weniger Probleme.
    Beim Aufbringen von Sand/Kies wird ja auch ein Saatbett hergestellt, das wenig Gras- und andere Samen enthält.

    Ich weiß nicht, wie der Nährstoffgehalt auf deinem Acker bei der Wiesen-Einsaat war. Aber viele Gartenböden sind mit Nährstoffen über- statt unterversorgt. Blumenwiesen auf nährstoffreichen Flächen werden sehr dicht und vor allem hoch. Das ist nicht unbedingt ideal für den Garten. Vor allem, wenn der Grasanteil sehr hoch ist. Und das ist das nächste Problem. Auf nährstoffreichen Flächen ist das Gras sehr konkurrenzstark und verdrängend. Was auf einer mehrere Hektar großen Fläche gut und artenreich aussieht, ergibt auf einem kleinen Gartenstück (meistens nicht größer als 100 qm) eine graslastige und blütenarme Wiese.
    Das Abmagern von Gartenboden vor der Anlage von Blumenwiesen führt in der Regel zu blütenreicheren Ergebnissen. Und erheblich weniger Biomasse, die nach der Mahd irgendwo untergebracht oder im Zweifelsfall entsorgt werden muss.

    Außerdem ist das Gelingen von Blumenwiesen sehr stark abhängig von zahlreichen Standortbedingungen. Was bei dem einen funktioniert, klappt im nächsten Garten überhaupt nicht. Mit dem Abmagern will man sozusagen einheitliche Bedingungen schaffen, die am ehesten arten- und blütenreiche Ergebnisse liefern.

    LG Mareike

    PS: Einige Leser hier möchten gerne etwas tiefer in die Materie einsteigen. Für die schreibe ich ja auch.

  • #53

    Jörg (Freitag, 07 April 2023 13:40)

    Hallo Mareike,

    ja so ein Forum lebt von kontroversen Meinungen und Diskussionen die aber nicht immer richtig sein müssen,
    mancher user community lesen nur die Kommentare und bilden sich hier dann ihre eigene Meinung,beteiligen sich aber nicht an der Diskussion,
    natürlich hast du recht, das Anlegen der Blumenwiese in Gärten ein bisschen anders ist als auf Großflächen,
    entscheidend ist aber immer der Erfolg in der Angelegenheit mit der Anlageform, sonst gibt es Frustrationen.
    Aber im Grund genommen ähneln sie sich trotzdem, weil folgendes beachtet werden muss:
    1.Standort, es gilt immer Vollsonne und kein Schattenbereich
    2.Bodenqualität, kein Sandboden etc. evtl. noch PH-Wert feststellen
    3.alle Wurzelunkräuter unbedingt beseitigen, durch umgraben etc.
    4.Boden ruhen lassen am besten 3 Monate
    5.regionales Saatgut ausbringen und dann an walzen, am besten auf feuchten Boden
    6.nur bedingt dann wässern, weil die Unkräuter und die Gräser die noch nicht aufgegangene Samen dann verdrängen werden.
    7.durch das 2-malige mähen im März und Juli wird dann der Boden immer magerer pro Jahr.
    Bei mir wurde umgepflügt, dann gegrubbert und der Boden ein halbes Jahr ausgeruht gelassen,
    klar waren in dem Boden Pestizide, gedüngt wurde mit Gülle und Kunstdünger.
    Mein Boden wurde analysiert, meine Bodenwerte sind:
    sL 4 AL 62 Bodenzahl; 56 Ackerzahl
    Tipp für die Wiesen Besitzer, es gibt ein Saatgut vom Rieger&Hoffmann,
    die in die Wiesen eingearbeitet werden kann ohne sie zu zerstören
    die ja gesetzlich nicht mehr umgepflügt werden dürfen, außer nur noch mit Sondergenehmigung
    es ist eine:
    artenreiche Wildkräutermischung ggf. mit
    geringem Anteil an Untergräsern (bis 20%) in das bestehende Grünland eingebracht. Von Ansaaten in ertragreiche Futtergrasmischungen mit hochgezüchteten Gräser- und Leguminose Masten ist abzuraten.
    An alle die glauben große grüne Flächen wären Wiesen die täuschen sich, es sind nämlich nur Grasäcker in der Fachsprache, denn da wachsen keine Blumen, sondern nur Löwenzahn und Disteln etc. Wiesen dürfen nur so benannt werden, wenn sie Blumen enthalten.

  • #54

    Ralph (Samstag, 08 April 2023 09:38)

    richtig, Mareike. In Sachen langfristiger und flächendeckender Stickstoffeintrag aus der Atmosphäre gehts ja auch nur darum, dass es im Umfeld intensiv genutzter landwirschaftlicher Flächen und Tierhaltungen keine nährstoffarmen Standorte mehr geben kann. Natürlich wird jeder Landwirt eine Blumenwiese auf seinem vorher abgemagerten und mit PSM entkrauteten Acker ganz leicht anlegen, zunächst vielleicht sogar in Richtung Magerstandort mit Saatgut, das er teuer einkaufen muss, weil das direkte Umfeld ja keines mehr liefern kann. Langfristig wird seine Wiese aber kein nährstoffarmer Standort bleiben können.
    LG Ralph

  • #55

    Tessa (Samstag, 22 April 2023 16:18)

    Liebe Mareike,
    ich bin durch querlesen bezüglich Blumenwiese bei Dir gelandet, vielen Dank für Deinen Bericht.
    Ich würde gerne wissen, wie ich unsere Blumenwiese weiter pflegen sollte bzw. was ich besser machen kann.
    Wir haben vor vier Jahren eine Blumenwiese angelegt und sind dabei genau so vorgegangen wie von Dir beschrieben und die Wiese hat wunderschön geblüht.
    Die letzten beiden Jahre haben wir die Wiese 2 x geschnitten (Juni und Herbst), aber sie hat kein weiteres Jahr mehr so wunderschön geblüht wie das erste Jahr.
    Letztes Jahr habe ich nochmals etwas nachgesät, was aber auch nicht das gewünschte Ergebnis brachte.
    Dieses Jahr sieht die Wiese nun eher wie Rasenbüsche mit viel Unkrautbüschen aus.
    Nun sind wir etwas ratlos, was wir tun sollen. Nochmal komplett neu anlegen? Nur die üppigen Grasbüschel entfernen und an diesen Stellen neu einsäen?
    Für Tipps bin ich wirklich dankbar!
    Viele Grüße
    Tessa

  • #56

    Mareike (Sonntag, 23 April 2023 11:57)

    Hallo Tessa,
    es ist ganz normal, dass die Blumenwiese im ersten Jahr am üppigsten blüht. Das liegt an den beigemischten, einjährigen Ackerblumen wie Mohn, Kornblume usw.. Diese Blumen kommen in den Folgejahren nicht oder kaum wieder, sie werden durch die echten Wiesenblumen ersetzt. Möchtest du, dass auf deiner Fläche die gleichen Blumen wie im ersten Jahr blühen, müsstest du sie erneut umgraben. Die Samen der Einjährigen in deinem Boden werden dadurch zum Keimen angeregt und werden wieder zahlreich blühen. Allerdings hast du dann keine Blumenwiese, sondern eher eine Art Beet, dass jährlich neu umgegraben werden muss.

    Auf einer Blumenwiese wachsen andere Blumenarten, die einige Jahre brauchen, um sich zu etablieren. Wenn das nicht geschieht, gibt es dafür verschiedene Gründe dafür. Mir ist es schon passiert, dass im ersten Jahr die Einjährigen Ackerblumen so dicht gewachsen sind, dass die Wiesenblumen nicht wachsen konnten. Ihnen blieb nicht genug Platz und Licht.
    Es kann auch sein, dass in deiner Saatmischung keine oder kaum Wiesenblumen enthalten waren, sondern nur Ein- und Zweijährige. Das ist wahrscheinlich der Fall, wenn du das Saatgut im Supermarkt/Baumarkt/Gartencenter gekauft hast.

    Möchtest du eine richtige Blumenwiese haben, kannst du entweder noch mal neu anlegen (mit hochwertigem Blumenwiesen-Saatgut) oder du gräbst nur stellenweise um, säst oder pflanzt dort Wiesenblumen ein und lässt sie sich von dort aus ausbreiten.

    Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter.
    LG Mareike

  • #57

    Konny (Mittwoch, 21 Juni 2023 00:09)

    Ich möchte auf meiner
    Wildblumenwiese die offenen Stellen nachsäen. Kann ich das zu jeder Jahreszeit tun? Oder bietet sich dafür der Frühling an?

  • #58

    Mareike (Mittwoch, 21 Juni 2023 15:41)

    Der Herbst ist dafür besser geeignet.

  • #59

    Monika (Samstag, 09 September 2023 16:05)

    Vor ca. 6 Jahren habe ich ,in einem ehemaligen Nutzgarten eine bienenfreundliche Wildblumenwiese eingesät.
    Sieht jedes Jahr wieder anders aus. Die Ringelblumen fühlen sich offensichtlich am wohlsten. Leider akzeptieren keine der Blumen meine Beetgrenzen.
    Blumen, andere nennen es Unkraut, überall..
    Jetzt ist alles abgeräumt. Wie kann ich zukünftig die ca. 20qm Garten anders bepflanzen? Möglichst pflegeleicht. Aber bloß keinen Rasen und keine Platten.. Wer hat eine Idee. Wir haben einen guten Boden und eine sonnige Lage.
    Bin gespannt.
    Monika

  • #60

    Elke (Sonntag, 12 Mai 2024 16:42)

    Hallo, ich habe nun viel gelesen zur Blumen-/Wildblumenwiese. Mir ist nun klar, Geduld wird meine höchste Herausforderung werden! Was mir aber noch immer nicht klar ist, der Boden bei uns ist Sand; dann eine Rasenfläche und dieser kommt immer wieder, egal wieviel wir abgestochen haben. Der Boden ist ziemlich verdichtet, ist es besser grosse Büschel Rasen auszustechen (habe ich angefangen) weil sonst ja nichts durch kommt, oder?? Bin da echt ratlos, liebe Grüsse aus Mittelfranken, Elke

  • #61

    Mareike (Dienstag, 14 Mai 2024 12:22)

    Hallo Elke,
    es ist vor allem wichtig, den Rasen tief abzustechen. So tief, bis der Boden eine andere, hellere Farbe bekommt. Der hellere Boden enthält kaum Samen und Grasausläufer. Wenn du diesen als Saatbett verwendest, kommt viel weniger Gras wieder. Dazu stichst du einen Grasbüschel mit dem Spaten möglichst tief aus und drehst ihn in dem entstandenen Loch um.
    Ich hoffe, das hilft dir weiter!

    LG Mareike