Auch der Igel hat es schwer...
...und findet in ausgeräumten Agrarlandschaften und aufgeräumten Gärten kaum mehr Unterschlupf und Nahrung.
Dabei böte die kleinräumige Struktur der Gärten mit ihren vielen verschiedenen Biotopen wie Hecken, Beeten, Obstbäumen und Teichen dem Igel ideale Lebensbedingungen. So wie früher in alten Bauerngärten.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Designgärten aus Rasen und in Form geschnittenen Immergrünen, gepflegt durch Mähroboter, schaffen ein wenig einladendes und außerdem gefährliches Umfeld.
Selbst in großen Staudenbeeten findet sich nichts zum Beißen, wird doch alles, was nicht von Menschenhand gepflanzt wurde mit Kieseln, Mulchauflagen und Chemie kurz gehalten.
Zu allem Übel werden auch noch die Schnecken mit Schneckenkorn, Ameisen mit Ameisengift und Blattläuse mit Blattlausgift beseitigt. Da bleiben keine Nahrungsketten mehr übrig, an deren Ende sich der Igel genüsslich das Schnäuzchen lecken kann.
In naturnahen Gärten jedoch soll es dem stacheligen Gesellen wieder besser gehen. Wer als Naturgärtner Wert auf einen igelfreundlichen Garten legt, sollte ihre Bedürfnisse kennen und berücksichtigen.
Futter
Igel ernähren sich zu einem Großteil von Insekten, Schnecken, Spinnen und anderen kleinen Tieren, die sie überwältigen können. Dieses proteinreiche Futter ist wichtig, um die nötigen Reserven für den Winter anzulegen.
Besonders insekten- und kleintierreich wird ein Garten durch einheimische Pflanzenarten, welche den Kleintieren im Gegensatz zu exotischen Gewächsen viel Nahrung bieten. Diese sollten als Wildblumenwiesen, bodentiefe Hecken mit Wildblumensäumen, Obstbäume und -sträucher sowie als Staudenbeete vorhanden sein.
Obst und Gemüse sollte nicht vollständig abgeerntet werden. Ein kleiner Teil darf für den Igel (und die Kleintiere) im Garten verbleiben.
Es versteht sich von selbst, dass der Einsatz von Giften zur Vernichtung von Schnecken und Insekten absolut tabu ist.
Laubzonen, z. B. unter Hecken und Bäumen, erleichtern dem Igel im Herbst und Frühjahr die Nahrungssuche, da sich hier immer viele Leckerbissen finden lassen.
Offene Komposthaufen sind ebenso gute Futterspender.
Schlafplätze, Winterunterschlupf und Verstecke
Igel benötigen SICHERE Verstecke und Unterschlüpfe, in denen sie ihren Winterschlaf ebenso wie ihren Tagesschlaf ungestört halten können. Auch für die Jungenaufzucht sind diese absolut notwendig.
Laub-, Reisig- und Totholzhaufen in wenig begangenen Ecken des Gartens werden von Igeln gerne als Winterquartiere aufgesucht.
Diese Haufen dürfen keinesfalls vor dem Frühling entfernt oder umgeschichtet werden, da Störungen des Winterschlafes für Igel lebensgefährlich sind.
Auch als Brennmaterial für Lagerfeuer oder ähnliches sollten Igelquartiere besser nicht herhalten. Das gilt insbesondere für die beliebten Herbst- und Osterfeuer, denen jedes Jahr viele Tausend Igel zum Opfer fallen.
Möchte man vermeiden, dass ein Igel sich im Brennholzhaufen einnistet, sollte man das Holz sehr ordentlich stapeln, so dass keine größeren Hohlräume verbleiben. Noch besser ist das Brennholz in einem Schuppen, einer Kammer, im Keller oder der Garage aufgehoben.
Alles im Garten verbleibende Holz kann dann vollständig und störungsfrei den Tieren zur Verfügung gestellt werden.
Wenn man keinen Reisig- oder Holzhaufen erübrigen kann, sind die im Handel erhältlichen Igelhäuser eine mögliche Alternative. Auch diese sollten an störungsfreien Orten, z. B. unter Hecken, dazu "überflutungssicher" und mit der Öffnung nach Osten (wegen des Regens, der meistens aus Westen kommt) aufgestellt werden.
Barrierefreiheit
Alle Mühen sind vergebens, wenn der Igel gar nicht erst in den Garten hinein (oder wieder heraus) kommt. Stark abgeriegelte Grundstücke können jedoch mit verschiedenen Maßnahmen durchlässiger gemacht werden.
In Drahtzäunen können an einigen Stellen bodennahe Öffnungen von mind. 10-15 cm Durchmesser geschaffen werden. Auch Bodenvertiefungen unter dem Zaun sind schnell gemacht.
Schwieriger wird es bei massiven Mauern. Hier kann man am einfachsten an den Pforten Zugänge schaffen, in dem diese in einer Höhe angebracht werden, bei der ein Spalt von mindestens 10 cm zwischen Boden und Torunterseite verbleibt.
Ist das nicht möglich, kann man natürlich immer noch über einen kleinen Durchbruch in der Mauer nachdenken.