
Es ist soweit! Gerade haben wir uns noch an der Blütenpracht erfreut, da muss sie auch schon wieder runter. Ich finde, das ist der schwierigste Schritt des gesamten Anlage-Prozesses. Weil ich nicht nur die Blumen gerne anschaue, sondern auch die Bienen, Schmetterlinge, Libellen und Schwebfliegen stundenlang beobachten könnte, blutet mir bei dem, was jetzt kommt, regelrecht das Herz. Besonders wegen der vielen Kleintiere.
Deshalb stellt sich gleich mal die erste und wichtigste Frage:
MÜSSEN DIE EINJÄHRIGEN AUF EINER BLUMENWIESE WIRKLICH ABGEMÄHT WERDEN?
Leider ja. Fast immer. Denn die Einjährigen entwickeln sich schneller als die Wiesenblumen. Dadurch entziehen sie ihnen Wasser, Nährstoffe und Licht und können die Wiesenblumen dabei so stark unterdrücken, dass ein Teil von ihnen abstirbt. Dieser Anteil darf nicht zu groß werden, deshalb verschaffen wir ihnen mit dem ersten Schnitt wieder Licht und Luft.
Es gibt aber auch Ausnahmen, bei denen ein Schnitt im ersten Jahr unnötig ist. Wenn nähmlich der Boden der Blumenwiese sehr nährstoffarm ist und auch die Einjährigen nur lückig wachsen, kann auf die Mahd verzichtet werden.
Ein guter Anhaltspunkt ist: Wenn man selbst zur Blüte der Einjährigen beim Draufschauen auf die Blumenwiese noch recht viel vom Boden sieht, braucht nicht gemäht zu werden.
KANN ICH DAS SCHNITTGUT MEINER BLUMENWIESE LIEGEN LASSEN?
WICHTIG: Das Schnittgut der Blumenwiesen muss immer spätestens nach zwei Tagen abgeräumt werden! Bleibt es liegen, unterdrückt es zunächst die darunter wachsenden Pflanzen. Im weiteren Verlauf sorgt es für eine Humus- und Nährstoffanreicherung im Boden, wodurch konkurrenzstarke Gräser und Allerweltsarten gefördert werden. Für die Entwicklung der Blumenwiese ist aber der Erhalt des nährstoffarmen Charakters der Fläche wichtig.
ABER: Es ist sinnvoll, das Schnittgut für ca. 1-2 Tage liegen zu lassen, um den Blumen die Möglichkeit zu geben sich auszusamen. Dafür sollte man nur dann mähen, wenn das Wetter für ein paar Tage sonnig und niederschlagsfrei bleibt.
Beim Schnitt der Einjährigen ist dieser Schritt allerdings optional. Wer möchte, dass auch in Zukunft hier und da in seiner Blumenwiese mal ein Klatschmohn oder eine Kornrade auftaucht, lässt es liegen (Voraussetzung dafür ist eine geringe Unkrautbelastung des Aufwuchses). Wer es nicht möchte, räumt es dirkt nach dem Mähen ab.
Es ist jedenfalls unwahrscheinlich, dass trotz des Aussamens die Einjährigen im Folgejahr noch mal so üppig wachsen und blühen, wie im ersten. Dafür bräuchten sie "gestörten", also frisch umgegrabenen Boden, und den gibt es jetzt erst mal nicht mehr.
WOMIT WIRD DIE BLUMENWIESE GEMÄHT?
Beim Versuch, eine stängelige Blumenwiese mit einem Rasenmäher zu mähen, würde man schnell an dessen Grenzen stoßen. Nicht nur kann der Rasenmäher dabei beschädigt werden, es funktioniert wegen der relativ harten, langen Stängel meist gar nicht erst.
Wer es bei einem einigermaßen kurzen und weichen Aufwuchs trotzdem versuchen möchte, dem sei gesagt, das der Rasenmäher nicht nur den gesamten Aufwuchs kurz und klein häckselt. Auch alle tierischen Bewohner, die nicht schnell genug fliehen können, werden auf diese Weise zerkleinert.
Blumenwiesen werden deshalb normalerweise schonend mit Balken- oder Kreiselmäher gemäht. Dieser häckselt die geschnittenen Halme nicht, sondern legt sie im Ganzen auf der Wiese ab. Dadurch kann das Mähgut anschließend auch als Tierfutter weiterverwendet werden. Für größere Flächen sind diese Geräte deshalb die ideale Lösung.
Viele Blumenwiesen in Privatgärten sind jedoch eher klein, die oben genannten Geräte sind hingegen teuer und lohnen sich daher oft nicht in der Anschaffung. Die beste Alternative für eine sanfte Mahd ist für diesen Fall die gute, alte Sense oder sogar die Wildwuchssense*.
Aber die Benutzung erfordert etwas Übung, vor allem auch, um in der richtigen Höhe zu mähen. (Leider tauge ich nicht als Vorbild im Sensen. Ich benutze sie zwar manchmal, aber so sauber, schwungvoll und rückenschonend wie bei meinem Vater und Großvater wird's nicht. Deswegen verzichte ich hier lieber auf eine Video-Anleitung.)
Für ganz kleine Flächen reicht sogar die Kleinsense*.
Man muss übrigens nicht unbedingt eine Neuanschaffung tätigen. Einige Geräte, die man schon im Schuppen hat, kann man auch zum Mähen der Blumenwiese zweckentfremden. Zum Beispiel eine elektrische Heckenschere oder eine Motorsense. Sanfter, leiser und umweltfreundlicher sind natürlich die Varianten ohne Strom.
DIE IDEALE SCHNITTHÖHE
Eine Blumenwiese wird nicht so tief geschnitten wie ein Rasen, denn die empfindlichen bodennahen Blattrosetten der Wiesenblumen könnten dabei zerstört werden, was wiederum zum Absterben führen kann. Mit einer Schnitthöhe von rund 8-10 cm kann man hingegen nicht viel falsch machen.

DER KOMPROMISS - DIE TEILMAHD
Und jetzt für alle, die unter dem Abmähen so leiden wie ich. Die Lösung heißt Teilmahd. Dabei unterteilt man die Blumenwiese entweder in zwei Bereiche und mäht den einen früher und den anderen ca. zwei Wochen später.
Oder man beginnt damit, jeden Tag (oder jeden zweiten) ein kleines Stück der Wiese abzumähen. Diese Variante ist besonders empfehlenswert, wenn man Tiere hat, die mit dem frischen Schnittgut gefüttert werden können.
In jedem Fall ist der Einschnitt für die tierischen Bewohner und Besucher der Blumenwiese weniger gravierend, wenn auch die Wiesenblumen des später gemähten Bereiches ein bisschen unter dieser Methode leiden.
Aber eine Ausrede gibt es jetzt nicht mehr! Also, auf geht's!
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Vorherige Artikel zur Wildblumenwiese 2020:
Alle Artikel zum Projekt Wildblumenwiese sind hier zu finden:
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Milan (Sonntag, 30 August 2020 15:06)
Hallo mal wieder,
es ist nun schon eine ganze Weile her als ich meine Blumenwiese gemäht habe. Bis jetzt sind leider immernoch keine mehrjährigen Blumen zu sehen...Zumindestens blühen keine. Kommen da noch welche oder sind die erst nächstes Jahr zu sehen oder habe ich was falsch gemacht?
Mareike (Sonntag, 30 August 2020 20:41)
Hallo Milan,
das ist normal. Die mehrjährigen Wiesenblumen zeigen sich erst ab dem nächsten Jahr und dann auch noch nicht alle. Bei manchen dauert es mehrere Jahre, bis sie das erste Mal blühen.
Im Ansaatjahr besteht auch die Blüte nach dem ersten Schnitt hauptsächlich aus Einjährigen.
LG Mareike
Dana (Sonntag, 11 Oktober 2020 14:54)
Hallo Mareike,
wir haben dieses Frühjahr eine Wildblumenwiese angelegt. Mit deinen Empfehlungen ist es sehr gut gelungen. Nach der ersten Mahd im Sommer wuchsen danach die Malven sehr dominant. Kann das im nächsten Jhr zum Problem werden?
Und ist es zu empfehlen die Wiese vor dem Winter noch einmal zu mähen oder besser stehen lassen?
Lieben Gruß,
Dana
Mareike (Montag, 12 Oktober 2020 19:10)
Hallo Dana,
schön dass ihr auch eine Blumenwiese angelegt habt und bis jetzt alles gut geklappt hat :-)
Ob die Malven zum Problem werden, hängt davon ab, um welche Malvenart es sich handelt, bzw. ob es sich um zwei- oder mehrjährige Malven handelt. Handelt es sich um die Wilde Malve, die meist zweijährig wächst, werden nach zwei Jahren die meisten schon wieder verschwunden sein. Aber egal welche es sind, wenn du das Gefühl hast, dass sie die anderen Wiesenblumen zu stark unterdrücken, kannst du gezielt welche aus dem Bestand heraus schneiden.
Zu der Frage mit dem Mähen vor dem Winter, schau mal hier:
https://www.naturgarten-anlegen.de/2020/09/25/wildblumenwiese-2020-vorbereitung-auf-den-winter/
In dem Artikel bin ich auf die Vor- und Nachteile des Mähens vor dem Winter eingegangen.
Ich wünsche euch weiterhin gutes Gelingen!
LG Mareike
Julia (Samstag, 20 März 2021 20:14)
Hallo Mareike,
ich werde demnächst mit dem Anlegen einer Blumenwiese beginnen und habe hier aufmerksam gelesen :-). Eine Frage habe ich noch: die Blumenwiese benötigt ja eher wenig Wasser, richtig? Würde es der Entwicklung der Wiese schaden, wenn sie doch jeden Tag Wasser abbekommen würde? Wir haben an der Stelle, an der ich sie eigentlich anlegen wollte, einen festen Sprenger, der die dahinter liegenden Beete wässert. Wenn das der Wiese nicht gut tut, würde ich einen anderen Standort für sie wählen...
Lieben Gruß
Julia
Mareike (Sonntag, 21 März 2021 09:00)
Hallo Julia,
im Aussaatjahr wäre die Lage in der Nähe des Sprengers gar nicht schlecht, so könntet ihr euch die Arbeit mit dem Gießen sparen ;-)
Aber deine Vermutung ist richtig, im weiteren Verlauf wäre es besser, sie bekäme nicht jeden Tag Wasser. Mit einer häufigen Bewässerung fördert man eher Gras und konkurrenzstarke Allerweltsarten. Ein gut gewähltes Blumenwiesen-Saatgut enthält jedoch Wildblumen, die auch mit trockenen Zeiten gut zurecht kommen.
Im Idealfall wird eine Blumenwiese ab dem zweiten Jahr gar nicht mehr gegossen. So kann eher ein hochwertiger Lebensraum für Tiere entstehen, der dann auch kaum noch Arbeit macht, sehr gut an die Bedingungen vor Ort angepasst ist und außerdem Wasser einspart.
LG Mareike
Andi (Samstag, 19 Juni 2021 14:06)
Hallo Mareike,
da hast du einen super informativen Block zum Thema Blumenwiesen gemacht.
Beim Durchlesen habe ich mich entschlossen, ca 600 m2 meines Garten in eine Blumenwiese umzuwandeln.
Da ich den Garten erst letztes Jahr erworben habe, hatte ich diese Teilfläche schon umgegraben und erstmal ruhen lassen.
Anfang des Jahres hatte ich von der Firma Rieger und Hofmann eine Samenmischung für eine Fettwiese bekommen; bei der Fläche wollte ich nicht noch den Boden abmagern, deshalb eine Fettwiese.
Am 26.03.2021 war es dann soweit und die Samen wurden auf der Fläche ausgebracht und angewalzt. Jetzt nach 12 Wochen ist eine geschlossene grüne Fläche mit einer Höhe von ca. 5 - 8 cm entstanden.
Außer einiger Hahnenfußblüten sprießen nur noch Mohnblumen; aber diese sind sehr niedrig.
In meiner Nachbarschaft sind die Mohnblumen doppelt so hoch und auch die Kornblumen blühen schon.
Meine Frage ist: wann soll ich das erstmal die Wiese schneiden (laut Rieger Hofmann soll man dies ja nach der Blüte der Wiesenmargerite machen, nur diese Blüten sind noch gar nicht da!)
Und meine zweite Frage behandelt das Schneiden mit der Sense:
Du schreibst ja, man soll eine Höhe von ca. 8-10 cm stehen lassen. Das habe ich jedoch früher bei der Heuernte nie hinbekommen, da ich die Sense immer auf dem Boden aufgesetzt habe. Gibt es da einen Trick oder was mache ich falsch.
Mareike (Samstag, 19 Juni 2021 21:41)
Hallo Andi,
schön dass du eine so große Blumenwiese anlegst :)
Bis die Margeriten blühen, müsstest du allerdings noch ein Jahr warten, die blühen noch nicht im Ansaatjahr.
Du schreibst, dass der Bewuchs jetzt 5 - 8 cm hoch ist. Dann macht es noch keinen Sinn zu mähen. Möglicherweise ist dein Boden nicht so übermäßig nährstoffreich oder es hat insgesamt nicht genug geregnet...
Ich würde jetzt erst einmal abwarten und die Wiese erst mähen, wenn sich ein sehr dichter und auch höherer Bewuchs entwickelt hat.
Zu deiner zweiten Frage: Ich bin selbst ziemlich ungeschickt im Sensen und kann dir deshalb keine guten Tipps geben. Auf kleineren Flächen bekommt man die Höhe hin, aber auf größeren geht es ziemlich in den Rücken, 8-10 cm stehen zu lassen. Weil man aber teilweise recht harte Pflanzenstengel absensen muss, ist es häufig sowieso anstrengender als bei einem Grasbestand. Ich mähe deshalb elektrisch.
LG Mareike
Andi (Sonntag, 27 November 2022 19:03)
Hallo Mareike,
mittlerweile sind zwei Sommer mit meiner Blumenwiese vergangen und ich habe sie viermal mit meiner Sense geschnitten.
Ich habe mir fürs Schneiden mit der Sense in YouTube eine tolle Anleitung von Herrn Dr. Haus
angesehen:
https://www.youtube.com/watch?v=85Fl2_fHQhg&t=601s
Diese zwei Videoanleitungen sind sehr zu empfehlen.
Bitte mache weiter mit deinem tollen Blog!
Liebe Grüße aus Bottrop
Mareike (Sonntag, 27 November 2022 19:38)
Hallo Andi,
vielen Dank für die Links, ich werde sie mir mal ansehen. Vielleicht sind bei mir ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren ;-)
LG Mareike
Nadine (Dienstag, 09 Mai 2023 11:18)
Hallo Mareike,
ich habe vergangenes Jahr bei der Erstanlage des Gartens (Naturgarten, großer Teich, Trockensteinmauer, Totholzhecke, einheimische Stauden, Sandarium etc.) auch auf 250qm eine Blumenwiese angelegt. Der Untergrund war früherGemüseacker, recht schwerer Boden... Jetzt im 2. Jahr dominiert der Inkarnatklee extrem. Ich hatte nun überlegt, die Wiese 3 bis 4 Mal im Jahr zu mähen, um den Klee etwas einzudämmen (es war ja dieses Frühjahr auch extrem nass und diese Wiese steht schon kniehoch). Wäre das eine Möglichkeit? Oder wäre es sinniger, den Klee an einzelnen Stellen aus der Wiese zu entfernen, damit andere Wiesenblumen wieder mehr Lichtund Luft kriegen?
Herzlichen Dank an dieser Stelle für die vielen Infos auf dieser Homepage und ein großes Lob für dein Buch. Ich nehme es immer wieder gerne zur Hand.
Herzliche Grüße aus Bayern,
Nadine
Mareike (Dienstag, 09 Mai 2023 21:07)
Hallo Nadine,
vielen Dank für die netten Worte! Da freue ich mich sehr :-)
Wenn der Inkarnatklee nicht nur hoch, sondern auch sehr dicht steht, dann ist ein 3- (eventuell 4-)maliger Schnitt im Jahr eine gute Möglichkeit, ihn einzudämmen. Wichtig ist, dass du das Schnittgut zeitnah nach dem Schnitt abräumst.
Wenn du magst, kannst du einen Teil der Wiese auch vier Wochen später mähen. Dann hast du einen Vergleich und siehst, welcher Zeitpunkt für deine Wiese besser geeignet ist.
Du schreibst, dass dein Boden eher schwer ist. Möglicherweise ist ein 3-maliger Schnitt dann regelmäßig jedes Jahr nötig, weil die Fläche so viel Biomasse produziert. Aber das ist aus der Ferne schwer zu beurteilen.
Wenn der Inkarnatklee schon so dicht stand, dass er die anderen Arten verdrängt hat, kannst du direkt nach dem Schnitt noch mal Wiesenblumen-Saatgut nachsäen. Meiner Erfahrung nach wächst z.B. die Wiesen-Flockenblume auf schweren Böden sehr gut und verträgt auch den 3-maligen Schnitt.
LG Mareike