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WILDBLUMENWIESE 2020: DER ERSTE SCHNITT

Blumenwiese mähen
Vollblüte der Einjährigen in meiner kleinen Blumenwiese

Es ist soweit! Gerade haben wir uns noch an der Blütenpracht erfreut, da muss sie auch schon wieder runter. Ich finde, das ist der schwierigste Schritt des gesamten Anlage-Prozesses. Weil ich nicht nur die Blumen gerne anschaue, sondern auch die Bienen, Schmetterlinge, Libellen und Schwebfliegen stundenlang beobachten könnte, blutet mir bei dem, was jetzt kommt, regelrecht das Herz. Besonders wegen der vielen Kleintiere.

 

Deshalb stellt sich gleich mal die erste und wichtigste Frage:

MÜSSEN  DIE  EINJÄHRIGEN  AUF  EINER  BLUMENWIESE  WIRKLICH  ABGEMÄHT  WERDEN?

Leider ja. Fast immer. Denn die Einjährigen entwickeln sich schneller als die Wiesenblumen. Dadurch entziehen sie ihnen Wasser, Nährstoffe und Licht und können die Wiesenblumen dabei so stark unterdrücken, dass ein Teil von ihnen abstirbt. Dieser Anteil darf nicht zu groß werden, deshalb verschaffen wir ihnen mit dem ersten Schnitt wieder Licht und Luft.

Es gibt aber auch Ausnahmen, bei denen ein Schnitt im ersten Jahr unnötig ist. Wenn nähmlich der Boden der Blumenwiese sehr nährstoffarm ist und auch die Einjährigen nur lückig wachsen, kann auf die Mahd verzichtet werden.

Ein guter Anhaltspunkt ist: Wenn man selbst zur Blüte der Einjährigen beim Draufschauen auf die Blumenwiese noch recht viel vom Boden sieht, braucht nicht gemäht zu werden.

KANN  ICH  DAS  SCHNITTGUT  MEINER  BLUMENWIESE  LIEGEN  LASSEN?

WICHTIG: Das Schnittgut der Blumenwiesen muss immer spätestens nach zwei Tagen abgeräumt werden! Bleibt es liegen, unterdrückt es zunächst die darunter wachsenden Pflanzen. Im weiteren Verlauf sorgt es für eine Humus- und Nährstoffanreicherung im Boden, wodurch konkurrenzstarke Gräser und Allerweltsarten gefördert werden. Für die Entwicklung der Blumenwiese ist aber der Erhalt des nährstoffarmen Charakters der Fläche wichtig.

ABER: Es ist sinnvoll, das Schnittgut für ca. 1-2 Tage liegen zu lassen, um den Blumen die Möglichkeit zu geben sich auszusamen. Dafür sollte man nur dann mähen, wenn das Wetter für ein paar Tage sonnig und niederschlagsfrei bleibt.

 

Beim Schnitt der Einjährigen ist dieser Schritt allerdings optional. Wer möchte, dass auch in Zukunft hier und da in seiner Blumenwiese mal ein Klatschmohn oder eine Kornrade auftaucht, lässt es liegen (Voraussetzung dafür ist eine geringe Unkrautbelastung des Aufwuchses). Wer es nicht möchte, räumt es dirkt nach dem Mähen ab.

 

Es ist jedenfalls unwahrscheinlich, dass trotz des Aussamens die Einjährigen im Folgejahr noch mal so üppig wachsen und blühen, wie im ersten. Dafür bräuchten sie "gestörten", also frisch umgegrabenen Boden, und den gibt es jetzt erst mal nicht mehr.

WOMIT  WIRD  DIE  BLUMENWIESE  GEMÄHT?

Beim Versuch, eine stängelige Blumenwiese mit einem Rasenmäher zu mähen, würde man schnell an dessen Grenzen stoßen. Nicht nur kann der Rasenmäher dabei beschädigt werden, es funktioniert wegen der relativ harten, langen Stängel meist gar nicht erst.

Wer es bei einem einigermaßen kurzen und weichen Aufwuchs trotzdem versuchen möchte, dem sei gesagt, das der Rasenmäher nicht nur den gesamten Aufwuchs kurz und klein häckselt. Auch alle tierischen Bewohner, die nicht schnell genug fliehen können, werden auf diese Weise zerkleinert.

Blumenwiesen werden deshalb normalerweise schonend mit Balken- oder Kreiselmäher gemäht. Dieser häckselt die geschnittenen Halme nicht, sondern legt sie im Ganzen auf der Wiese ab. Dadurch kann das Mähgut anschließend auch als Tierfutter weiterverwendet werden. Für größere Flächen sind diese Geräte deshalb die ideale Lösung.

Viele Blumenwiesen in Privatgärten sind jedoch eher klein, die oben genannten Geräte sind hingegen teuer und lohnen sich daher oft nicht in der Anschaffung. Die beste Alternative für eine sanfte Mahd ist für diesen Fall die gute, alte Sense oder sogar die Wildwuchssense*.

Aber die Benutzung erfordert etwas Übung, vor allem auch, um in der richtigen Höhe zu mähen. (Leider tauge ich nicht als Vorbild im Sensen. Ich benutze sie zwar manchmal, aber so sauber, schwungvoll und rückenschonend wie bei meinem Vater und Großvater wird's nicht. Deswegen verzichte ich hier lieber auf eine Video-Anleitung.)

Für ganz kleine Flächen reicht sogar die Kleinsense*.

Man muss übrigens nicht unbedingt eine Neuanschaffung tätigen. Einige Geräte, die man schon im Schuppen hat, kann man auch zum Mähen der Blumenwiese zweckentfremden. Zum Beispiel eine elektrische Heckenschere oder eine Motorsense. Sanfter, leiser und umweltfreundlicher sind natürlich die Varianten ohne Strom.

DIE  IDEALE  SCHNITTHÖHE

Eine Blumenwiese wird nicht so tief geschnitten wie ein Rasen, denn die empfindlichen bodennahen Blattrosetten der Wiesenblumen könnten dabei zerstört werden, was wiederum zum Absterben führen kann. Mit einer Schnitthöhe von rund 8-10 cm kann man hingegen nicht viel falsch machen.

Blumenwiese mähen
Das meiste ist runter.

DER  KOMPROMISS  -  DIE  TEILMAHD

Und jetzt für alle, die unter dem Abmähen so leiden wie ich. Die Lösung heißt Teilmahd. Dabei unterteilt man die Blumenwiese entweder in zwei Bereiche und mäht den einen früher und den anderen ca. zwei Wochen später.

Oder man beginnt damit, jeden Tag (oder jeden zweiten) ein kleines Stück der Wiese abzumähen. Diese Variante ist besonders empfehlenswert, wenn man Tiere hat, die mit dem frischen Schnittgut gefüttert werden können.

In jedem Fall ist der Einschnitt für die tierischen Bewohner und Besucher der Blumenwiese weniger gravierend, wenn auch die Wiesenblumen des später gemähten Bereiches ein bisschen unter dieser Methode leiden.

Aber eine Ausrede gibt es jetzt nicht mehr! Also, auf geht's!


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Vorherige Artikel zur Wildblumenwiese 2020:

Alle Artikel zum Projekt Wildblumenwiese sind hier zu finden:

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Kommentare: 19
  • #1

    Milan (Sonntag, 30 August 2020 15:06)

    Hallo mal wieder,
    es ist nun schon eine ganze Weile her als ich meine Blumenwiese gemäht habe. Bis jetzt sind leider immernoch keine mehrjährigen Blumen zu sehen...Zumindestens blühen keine. Kommen da noch welche oder sind die erst nächstes Jahr zu sehen oder habe ich was falsch gemacht?

  • #2

    Mareike (Sonntag, 30 August 2020 20:41)

    Hallo Milan,
    das ist normal. Die mehrjährigen Wiesenblumen zeigen sich erst ab dem nächsten Jahr und dann auch noch nicht alle. Bei manchen dauert es mehrere Jahre, bis sie das erste Mal blühen.
    Im Ansaatjahr besteht auch die Blüte nach dem ersten Schnitt hauptsächlich aus Einjährigen.
    LG Mareike

  • #3

    Dana (Sonntag, 11 Oktober 2020 14:54)

    Hallo Mareike,
    wir haben dieses Frühjahr eine Wildblumenwiese angelegt. Mit deinen Empfehlungen ist es sehr gut gelungen. Nach der ersten Mahd im Sommer wuchsen danach die Malven sehr dominant. Kann das im nächsten Jhr zum Problem werden?
    Und ist es zu empfehlen die Wiese vor dem Winter noch einmal zu mähen oder besser stehen lassen?
    Lieben Gruß,
    Dana

  • #4

    Mareike (Montag, 12 Oktober 2020 19:10)

    Hallo Dana,
    schön dass ihr auch eine Blumenwiese angelegt habt und bis jetzt alles gut geklappt hat :-)
    Ob die Malven zum Problem werden, hängt davon ab, um welche Malvenart es sich handelt, bzw. ob es sich um zwei- oder mehrjährige Malven handelt. Handelt es sich um die Wilde Malve, die meist zweijährig wächst, werden nach zwei Jahren die meisten schon wieder verschwunden sein. Aber egal welche es sind, wenn du das Gefühl hast, dass sie die anderen Wiesenblumen zu stark unterdrücken, kannst du gezielt welche aus dem Bestand heraus schneiden.
    Zu der Frage mit dem Mähen vor dem Winter, schau mal hier:
    https://www.naturgarten-anlegen.de/2020/09/25/wildblumenwiese-2020-vorbereitung-auf-den-winter/
    In dem Artikel bin ich auf die Vor- und Nachteile des Mähens vor dem Winter eingegangen.
    Ich wünsche euch weiterhin gutes Gelingen!
    LG Mareike

  • #5

    Julia (Samstag, 20 März 2021 20:14)

    Hallo Mareike,
    ich werde demnächst mit dem Anlegen einer Blumenwiese beginnen und habe hier aufmerksam gelesen :-). Eine Frage habe ich noch: die Blumenwiese benötigt ja eher wenig Wasser, richtig? Würde es der Entwicklung der Wiese schaden, wenn sie doch jeden Tag Wasser abbekommen würde? Wir haben an der Stelle, an der ich sie eigentlich anlegen wollte, einen festen Sprenger, der die dahinter liegenden Beete wässert. Wenn das der Wiese nicht gut tut, würde ich einen anderen Standort für sie wählen...
    Lieben Gruß
    Julia

  • #6

    Mareike (Sonntag, 21 März 2021 09:00)

    Hallo Julia,
    im Aussaatjahr wäre die Lage in der Nähe des Sprengers gar nicht schlecht, so könntet ihr euch die Arbeit mit dem Gießen sparen ;-)
    Aber deine Vermutung ist richtig, im weiteren Verlauf wäre es besser, sie bekäme nicht jeden Tag Wasser. Mit einer häufigen Bewässerung fördert man eher Gras und konkurrenzstarke Allerweltsarten. Ein gut gewähltes Blumenwiesen-Saatgut enthält jedoch Wildblumen, die auch mit trockenen Zeiten gut zurecht kommen.
    Im Idealfall wird eine Blumenwiese ab dem zweiten Jahr gar nicht mehr gegossen. So kann eher ein hochwertiger Lebensraum für Tiere entstehen, der dann auch kaum noch Arbeit macht, sehr gut an die Bedingungen vor Ort angepasst ist und außerdem Wasser einspart.
    LG Mareike

  • #7

    Andi (Samstag, 19 Juni 2021 14:06)

    Hallo Mareike,
    da hast du einen super informativen Block zum Thema Blumenwiesen gemacht.
    Beim Durchlesen habe ich mich entschlossen, ca 600 m2 meines Garten in eine Blumenwiese umzuwandeln.
    Da ich den Garten erst letztes Jahr erworben habe, hatte ich diese Teilfläche schon umgegraben und erstmal ruhen lassen.
    Anfang des Jahres hatte ich von der Firma Rieger und Hofmann eine Samenmischung für eine Fettwiese bekommen; bei der Fläche wollte ich nicht noch den Boden abmagern, deshalb eine Fettwiese.
    Am 26.03.2021 war es dann soweit und die Samen wurden auf der Fläche ausgebracht und angewalzt. Jetzt nach 12 Wochen ist eine geschlossene grüne Fläche mit einer Höhe von ca. 5 - 8 cm entstanden.
    Außer einiger Hahnenfußblüten sprießen nur noch Mohnblumen; aber diese sind sehr niedrig.
    In meiner Nachbarschaft sind die Mohnblumen doppelt so hoch und auch die Kornblumen blühen schon.
    Meine Frage ist: wann soll ich das erstmal die Wiese schneiden (laut Rieger Hofmann soll man dies ja nach der Blüte der Wiesenmargerite machen, nur diese Blüten sind noch gar nicht da!)
    Und meine zweite Frage behandelt das Schneiden mit der Sense:
    Du schreibst ja, man soll eine Höhe von ca. 8-10 cm stehen lassen. Das habe ich jedoch früher bei der Heuernte nie hinbekommen, da ich die Sense immer auf dem Boden aufgesetzt habe. Gibt es da einen Trick oder was mache ich falsch.

  • #8

    Mareike (Samstag, 19 Juni 2021 21:41)

    Hallo Andi,
    schön dass du eine so große Blumenwiese anlegst :)
    Bis die Margeriten blühen, müsstest du allerdings noch ein Jahr warten, die blühen noch nicht im Ansaatjahr.
    Du schreibst, dass der Bewuchs jetzt 5 - 8 cm hoch ist. Dann macht es noch keinen Sinn zu mähen. Möglicherweise ist dein Boden nicht so übermäßig nährstoffreich oder es hat insgesamt nicht genug geregnet...
    Ich würde jetzt erst einmal abwarten und die Wiese erst mähen, wenn sich ein sehr dichter und auch höherer Bewuchs entwickelt hat.

    Zu deiner zweiten Frage: Ich bin selbst ziemlich ungeschickt im Sensen und kann dir deshalb keine guten Tipps geben. Auf kleineren Flächen bekommt man die Höhe hin, aber auf größeren geht es ziemlich in den Rücken, 8-10 cm stehen zu lassen. Weil man aber teilweise recht harte Pflanzenstengel absensen muss, ist es häufig sowieso anstrengender als bei einem Grasbestand. Ich mähe deshalb elektrisch.
    LG Mareike

  • #9

    Andi (Sonntag, 27 November 2022 19:03)

    Hallo Mareike,

    mittlerweile sind zwei Sommer mit meiner Blumenwiese vergangen und ich habe sie viermal mit meiner Sense geschnitten.
    Ich habe mir fürs Schneiden mit der Sense in YouTube eine tolle Anleitung von Herrn Dr. Haus
    angesehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=85Fl2_fHQhg&t=601s
    Diese zwei Videoanleitungen sind sehr zu empfehlen.

    Bitte mache weiter mit deinem tollen Blog!

    Liebe Grüße aus Bottrop

  • #10

    Mareike (Sonntag, 27 November 2022 19:38)

    Hallo Andi,
    vielen Dank für die Links, ich werde sie mir mal ansehen. Vielleicht sind bei mir ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren ;-)

    LG Mareike

  • #11

    Nadine (Dienstag, 09 Mai 2023 11:18)

    Hallo Mareike,

    ich habe vergangenes Jahr bei der Erstanlage des Gartens (Naturgarten, großer Teich, Trockensteinmauer, Totholzhecke, einheimische Stauden, Sandarium etc.) auch auf 250qm eine Blumenwiese angelegt. Der Untergrund war früherGemüseacker, recht schwerer Boden... Jetzt im 2. Jahr dominiert der Inkarnatklee extrem. Ich hatte nun überlegt, die Wiese 3 bis 4 Mal im Jahr zu mähen, um den Klee etwas einzudämmen (es war ja dieses Frühjahr auch extrem nass und diese Wiese steht schon kniehoch). Wäre das eine Möglichkeit? Oder wäre es sinniger, den Klee an einzelnen Stellen aus der Wiese zu entfernen, damit andere Wiesenblumen wieder mehr Lichtund Luft kriegen?

    Herzlichen Dank an dieser Stelle für die vielen Infos auf dieser Homepage und ein großes Lob für dein Buch. Ich nehme es immer wieder gerne zur Hand.
    Herzliche Grüße aus Bayern,
    Nadine

  • #12

    Mareike (Dienstag, 09 Mai 2023 21:07)

    Hallo Nadine,
    vielen Dank für die netten Worte! Da freue ich mich sehr :-)

    Wenn der Inkarnatklee nicht nur hoch, sondern auch sehr dicht steht, dann ist ein 3- (eventuell 4-)maliger Schnitt im Jahr eine gute Möglichkeit, ihn einzudämmen. Wichtig ist, dass du das Schnittgut zeitnah nach dem Schnitt abräumst.
    Wenn du magst, kannst du einen Teil der Wiese auch vier Wochen später mähen. Dann hast du einen Vergleich und siehst, welcher Zeitpunkt für deine Wiese besser geeignet ist.

    Du schreibst, dass dein Boden eher schwer ist. Möglicherweise ist ein 3-maliger Schnitt dann regelmäßig jedes Jahr nötig, weil die Fläche so viel Biomasse produziert. Aber das ist aus der Ferne schwer zu beurteilen.

    Wenn der Inkarnatklee schon so dicht stand, dass er die anderen Arten verdrängt hat, kannst du direkt nach dem Schnitt noch mal Wiesenblumen-Saatgut nachsäen. Meiner Erfahrung nach wächst z.B. die Wiesen-Flockenblume auf schweren Böden sehr gut und verträgt auch den 3-maligen Schnitt.

    LG Mareike

  • #13

    Tobias (Dienstag, 30 Mai 2023 13:11)

    Liebe Mareike,

    vielen Dank für Deinen tollen Blog und die Mühe, die Du Dir mit Rückfragen gibst. Der Fluch Deiner guten Tat: ich habe leider auch ein kleines Blumenwiesen-SOS ;-)

    Wir haben im September 2021 ca 250-300qm "Blumenwiese für alle Fälle" von Saaten-Zeller (https://wildackershop.de/blumenwiese-fuer-alle-faelle.html) angelegt. Die Mischung ist nicht für karge Magerwiesen, sondern geht eher in Richtung Fettwiese. Wir haben einen unverschatteten Südhang, allerdings fetten, bindigen Boden mit vermutlich (noch) hohem Nährstoffanteil... was einem beim Neubau so als "Mutterboden" angedreht wird. Wir haben den Boden so gut es ging von Wurzelunkräutern (Quecken, Ampfer, etc) befreit, fanden es aber widersinnig für einen Naturgarten tonnenweise Sand einzubringen - die Idee ist es, mit dem (Boden) zu starten was da ist, und mit der Zeit durch Abfuhr des Mähgutes abzumagern. Standort Hochsauerland, also eher kühl und feucht.

    Im sehr trockenen und sonnigen 2022 habe ich zweimal gemäht (Ende Juni, und nochmal vor dem Winter), was für mein Empfinden auch gepasst hat. In diesem Jahr ist es genau anders: bisher war es sehr kalt und feucht, und erst seit einer Woche scheint wirklich die Sonne. Der Bewuchs ist in den letzten zwei Wochen regelrecht explodiert, allerdings ziemlich Gräser-lastig. An Blumen haben wir aktuell einige Lichtnelken, Flockenblumen, Leimkraut, Saat-Wicken (die gar nicht in der Mischung waren), Wegerich, Echtes Labkraut, Kuckucks-Lichtnelke, viele Zahnöhrchen-Margeriten, viele gelbe hohe Blüten (keine Ahnung ob Ferkelkraut, Bocksbart, Hundskamille, steifhaariger Löwenzahn oder Wiesen-Pippau) und natürlich Hopfenklee. Alles locker vorhanden, aber kein Blütenmeer. Erkennbar, aber noch nicht blühend, sind viele wilde Möhren, imposante Natternköpfe, und einiges was ich nicht zuordnen kann. Die Gräser sind gut und dicht entwickelt... optisch finde ich das sogar sehr OK.

    Angesichts des dichten Bewuchses und der vielen Gräser hätte ich wohl Mitte Mai mähen sollen?! Das habe ich ja nun verpasst und ich frage mich, ob ich es jetzt noch nachholen soll, oder ´klassisch´ warten bis die Margeriten verblüht sind? Die nächste Zeit soll sonnig und trocken sein, und Licht haben wir wahrlich genug (Südhang) - könnte also sein, dass die nächsten Wochen auch hell und trocken genug für die Nachzügler sind?!

    Also, a) jetzt hektisch mähen, oder b) zwei/drei Wochen warten, oder evtl c) jetzt einige "Schneisen" reinmähen und beides kombinieren. Was denkst Du?

  • #14

    Mareike (Freitag, 02 Juni 2023 21:32)

    Hallo Tobias,
    das hört sich ganz nach den Problemen an, die ein nährstoffreicher Boden am Anfang mit sich bringt. Das Gras ist wahnsinnig konkurrenzstark und wächst auf fettem Boden und unter den regenreichen Bedingungen, wie in diesem Jahr, sehr schnell alles zu.
    Ich habe mir eben die Blumenwiesenmischung angesehen, die ihr verwendet habt. Der Grasanteil ist mit 50 % recht hoch für euren Standort. Hinzu kommen die Samen aus dem Mutterboden.
    Ich würde die Wiese jetzt im Juni mähen, dann im Juli oder August ein zweites Mal und ein drittes Mal vor dem Winter. Auf diese Weise werden dem Boden schneller die Nährstoffe entzogen, zu einer blütenreichen Wiese führt das aber erst nach Jahren. Eine Nachsaat mit Wiesenblumen-Saatgut (ohne Gras) ist förderlich und kann im Herbst nach der letzten Mahd erfolgen.
    Ich hoffe, das hilft euch schon ein wenig weiter.

    LG Mareike

  • #15

    Tobias (Montag, 05 Juni 2023 11:51)

    Liebe Mareike,

    ich habe eine Vision: ich sehe Klappertöpfe... viele Klappertöpfe! ;-)

    Danke für Deinen Anstupser. Ich hab´ es fast schon geahnt und nun am Samstag die Hälfte abgesenst. In ein, zwei Wochen kommt dann der Rest. Dann wir das wohl unser Chi-Projekt und wir warten ab was mit der Zeit kommt. Wildblumennachsaat werde ich auch mal probieren.

    Herzlichen Dank für Deine tolle Homepage und Deine Hilfe!

  • #16

    Susanne Dicken (Montag, 21 August 2023 09:25)

    Liebe Mareike, vielen Dank für Deine sehr informative Seite. Ich habe im letzten Herbst eine Blumenwiese angelegt, die viele Wochen sehr schön, aber ausschließlich mit verschiedenem Mohn, Kornblumenblau in 3 Farben und Kamille geblüht hat. Sehr üppig und hoch. Meine 1. Maht mit der Sense ist gerade mäßig gelungen, da sich eine Höhe von 15 - 30 cm Höhe geblieben ist. Meine Fragen: 1. muss ich nachzählen, nachdem ich nun die erste Maht abgeräumt habe. 2. Es ist sehr viel Gras in der Wiese. Muss ich das jetzt mit dem Spaten wieder herausheben und neu ansähen? Oder mache ich damit die ganze mehrjährige Saat darunter kaputt. Ich habe den ganzen Frühling und Sommer versucht Gras heraus zu ziehen, aber dennoch ist der Grasbestand sehr dicht. Bin jetzt unsicher weil ich beim Herausnehmen mit dem Spaten, vielleicht auch im Herbst erst, ja dann die ganze mehrjährige Saat im Boden auch herausnehmen würde.

    Liebe Grüße und Danke für Deine Arbeit und Mühe.

    Susanne

  • #17

    Mareike (Montag, 21 August 2023 11:41)

    Hallo Susanne,
    deine 1. Frage kann ich grad noch nicht beantworten. Hilf mir mal auf die Sprünge und sag mir, was genau du nachzählen möchtest.
    Zu 2.: Wenn du das Gefühl hast, das Gras ist sehr dicht, dann wäre es eine Möglichkeit, es mit dem Spaten auszustechen und an der Stelle neu einzusäen. Dafür würde ich dann reines Wiesenblumen-Saatgut nehmen. Ohne Einjährige, ohne Gras.
    Wenn das Gras flächendeckend zu dicht steht, dann wird es arbeitsaufwändiger. Manchmal hilft dann nur eine Neuansaat, bei der das Saatbett unkrautsamenfrei vorbereitet wurde. Wenn dein Boden sehr nährstoffreich ist (was oft bei starkem Graswachstum der Fall ist), ist es besser, bei der Anlage nur die reinen Wiesenblumen ohne Gras und Einjährige einzusäen.
    Ich hoffe, das hilft dir schon etwas weiter.

    LG Mareike

  • #18

    Ulla (Freitag, 08 September 2023 12:47)

    Hallo Mareike,
    ich habe ein großes, sehr naturnahes Grundstück mit 3600 m². Kein "englischer Rasen", immer mehr Wildblumen, viel Weißklee als Rasenersatz. Es wird maximal 2x im Jahr gemäht, eher weniger, bzw. Wege und dort, wo es gerade benötigt wird (jetzt im Herbst z. B. um die Apfelbäume). Ich bin selbst sehr
    stark gehbehindert und brauche eine Lösung. wie ich damit klarkomme.

    Mein Gedanke war ein Rasentraktor mit der Möglichkeit, nachdem der Grasschnitt trocken ist, noch mal drüberzufahren, das Gras aufzunehmen
    und auf große Haufen zu geben. Das Gras zusammenzurechen ist einfach nicht mehr machbar, aber es muss ja weg. Und mulchen passt nicht zum Versuch, immer mehr Wildbkumen ansiedeln zu lassen. Hast du einen Tipp für mich? Ich bin
    in Kontakt mit einem Händler, er hatte mir auch einen Rasentraktor angeboten, hat jetzt aber gemerkt, dass das so nicht funktioniert (angedacht hatte er einen Anhänger mit Bürsten zum Aufnehmen, das scheint aber nur auf dem Fußballplatz mit wenigem, kurzem Rasenschnitt
    und wöchentlichem Mähen zu klappen). Beim LBV können sie mir auch nicht weiterhelfen, die machen das wohl alle händisch mit dem Rechen.

    Außerdem möchte ich die Möglichkeit, einen Anhänger dranzuhängen, damit ich Brennholz, Äste etc. transportieren kann. Ich bin zwar sehr stark
    gehandicapt, bin aber nicht untätig und mache das, was geht. Ich brauche halt bei einigem "Workarounds". Vielleicht hast du oder hat ein anderer dazu ja Ideen oder entsprechende Erfahrungen. Dass ich dafür Geld in die Hand nehmen muss, ist klar.
    Viele Grüße
    Ulla

  • #19

    Mareike (Sonntag, 10 September 2023 12:02)

    Hallo Ulla,
    spontan fällt mir kein Mähtraktor ein, der alle Anforderungen erfüllt. Da können dich die Hersteller besser beraten. Ich weiß aber, dass es auch Quads/ATVs mit Anhängerkupplung gibt, die auch mit einem Mähwerk ausgestattet werden können. Das ist natürlich eine ziemlich teure Variante. Ansonsten gäbe es da noch die Möglichkeit, das Mähen und Abräumen auszulagern. Vielleicht könnte ein Bauer aus deinem Ort das übernehmen, der das Heu auch an seine Tiere verfüttern möchte. Oder du fragst mal bei der Gemeinde nach. Die haben zur Pflege von Gemeindeflächen geeignete Geräte zur Verfügung und lassen sich gegen einen Unkostenbeitrag vielleicht dazu bewegen, dein Grundstück zu mähen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe, du findest einen für dich passenden Weg.

    LG Mareike